Verspielte seine gute Ausgangsposition aus dem ersten Durchgang: Alexander Schmid. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Kappeler/dpa)

Als sein Medaillentraum in einer großen Schneewolke zerstaubte, musste sich Alexander Schmid erstmal kurz neben der Piste hinsetzen und geschockt verschnaufen.

Kein historisches Edelmetall für das deutsche Skiteam, kein famoses Happy End für den beachtlich erstarkten Allgäuer in Cortina d’Ampezzo: Ein Ausfall im zweiten Lauf des Riesenslaloms hat Schmid am Freitag um eine Podestsensation gebracht und die überhaupt erst zweite deutsche Medaille in der Kerndisziplin in der WM-Geschichte vermasselt.

Nachdem der 26-Jährige mit hängendem Kopf an der Seite der kniffligen Labirinti-Piste ins Tal gerutscht war, musste er sich sammeln. «Das war sehr bitter», meinte er in einer ersten Analyse nach dem verpassten Coup, der durch Rang drei nach dem ersten Lauf am Morgen zum Greifen nah war. «Das braucht Zeit zum Verdauen», sagte Schmid, während Überraschungsweltmeister Mathieu Faivre gefeiert wurde. Dass auch dessen französischer Landsmann Alexis Pinturault als Topfavorit und Führender des ersten Durchgangs ausschied, war kaum ein Trost.

Der bodenständige Sportler vom SC Fischen bemühte sich aber, das Positive dieser WM nach vorne zu rücken. Da gab es ja auch etwas zu Feiern, Bronze im Teamwettkampf, einen Tag nach dem für ihn ebenfalls schon so bitteren vierten Platz im Parallel-Rennen. «Natürlich nehme ich eine Medaille mit heim, da bin ich super happy», sagte er. Aber Edelmetall im traditionellen Riesenslalom sei freilich mehr wert.

Und es wäre historisch gewesen. In der 90-jährigen Geschichte von Ski-Weltmeisterschaften hat Markus Wasmeier als bislang einziger Deutscher mit Gold 1985 in Bormio eine Riesenslalom-Medaille gewonnen. «Mir tut der Alex wirklich unglaublich leid», sagte Teamkollege Stefan Luitz, der Siebter (+1,99) wurde. «Er hat es wirklich drauf gehabt, er fährt einen unglaublich schnellen Schwung. Er hat heute eine extrem coole Show im ersten Durchgang abgeliefert.»

Und auf der Piste, die mehr bekämpft als befahren werden musste, zeigte Schmid seine Form im Finale auch die ersten Tore lang. Dann aber verpatzte er einen Rechtsschwung und erwischte das folgende Tor nur noch durch eine Vollbremsung. Inmitten des aufgewirbelten Schnees versuchte er weiterzufahren, fädelte beim nächsten Tor aber ein.

Vorwürfe muss er sich nicht machen. «Es ist eine Weltmeisterschaft, da zählen bloß die Medaillen. Man muss etwas riskieren, damit man etwas gewinnt. Entweder geht es auf oder nicht.» Aufgegangen ist es neben Faivre, der sein zweites Gold nach dem Parallel-Event holte, auch noch für Luca de Aliprandini aus Italien mit Silber und Österreichs Kombi-Weltmeister Marco Schwarz auf dem Bronze-Platz.

«Das ist kein Beinbruch», sagte der deutsche Alpin-Chef Wolfgang Maier und sprach Schmid ein Lob aus: «Das war eine super Performance hier von ihm und vom ganzen Team bei der WM. Wir haben schon vier Medaillen, es hätten sogar mehr sein können. Es ist alles gut.»

Nach einer WM voller Emotionsextreme fährt Schmid nun erstmal nach Hause ins Allgäu für «ein paar Tage Ruhe», wie er sagte. Schon Ende nächster Woche stehen aber die nächsten zwei Weltcup-Riesenslaloms in Bansko an. Aus Cortina will er Selbstvertrauen mitnehmen. «Ich konnte bei allen drei Rennen voll mitfahren, das nehme ich mit», sagte er.

Von Christoph Lother und Manuel Schwarz, dpa

Von