Rodler Felix Loch peilt bei den Olympischen Winterspielen eine Medaille an. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa)

Die Liebe zum Rodeln lässt Felix Loch das ganze Drumherum fast vergessen. Die Kritik am Gigantismus von Ausrichter China, die Angst vor manipulierten PCR-Tests und nicht zuletzt die für ihn sinnlose Vergabe der Olympischen Winterspiele nach Peking.

«Bei Olympia ist es immer so, dass in der Regel der am besten durchkommt, der sich mit den wenigsten Nebenkriegsschauplätzen aufhält. Ich will Corona jetzt nicht runterreden. Aber momentan liegt die Konzentration auf dem, was hier auf der Bahn passiert», sagte der dreimalige Rodel-Olympiasieger der Deutschen Presse-Agentur.

Der 32-Jährige aus Berchtesgaden hat den Schalter umgelegt. Er hadert nicht mehr wie beim vor-olympischen Weltcup mit den Bedingungen im Reich der Mitte. Auch nicht mehr mit seinem Final-Drama von Pyeongchang, als er 2018 in Führung liegend im vierten Durchgang patzte und somit den olympischen Hattrick vergab. «Es gehört im Sport dazu, Niederlagen wie Erfolge. Wenn so etwas aber bei Olympia passiert, ist es umso bitterer. Ich bin danach aufgestanden, Mund abgeputzt und weitergemacht», betonte Loch.

Im Wettkampfmodus

Der Fokus liegt nun auf eine Medaille. Auch wenn seine Vorfreude «gewaltig getrübt» war. «Ich muss ganz ehrlich sein, am meisten freue ich mich auf dem Heimflug», betonte der gebürtige Sonneberger. Nun ist er aber im Wettkampfmodus. Und die Konkurrenz nicht mehr vergleichbar zu seinen Olympiasiegen 2010 in Vancouver oder vier Jahre später in Sotschi, wo er auch auch noch Team-Gold holte. «Die Weltspitze ist enger geworden, das macht es am Ende spannendender», weiß er und betonte: «Ich fahre da nicht mit, damit der Bus voll wird, sondern ich will auf’s Podest. Das ist immer der Anspruch.»

Vor den vier Läufen an diesem Samstag und Sonntag im Sliding Centre Yanqing will der erfahrene Loch seinen Tagesrhythmus etwas umstellen, da die Läufe spät am Abend sind. Materialtechnisch sei er bestens aufgestellt. Die Eisbedingungen sind laut Cheftrainer und Papa Norbert «sehr gut und konstant. Dann ist es nicht so ein Lotteriespiel, dass man ständig das Material wechseln muss.»

Im vierten Trainingslauf fuhr Loch Bestzeit – obwohl er kurz vor dem Ziel noch eine Bande erwischte. Im Abschlusstraining am Freitag war er Zweitbester hinter Johannes Ludwig. «Der Lauf hat gepasst, es wird Zeit, dass es los geht. Die Erfahrung ist wichtig, aber die Tagesform muss auch passen», sagte Loch, der «happy» an den Start geht.

Schwierige Bedingungen

Die längste Bahn der Welt – für Loch «schön, aber ein Protzwerk» – lässt sich gut fahren, auch wenn die Kurven drucklos sind. Rodel-Idol Georg Hackl, der auch den Schlitten für Loch präpariert, sieht da enorme Schwierigkeiten. «Wenn der Rodler den Druck nicht spürt, ist es schwer einzuschätzen, wo die sogenannten Druckpunkte sind. Das macht die Orientierung, die zeitliche, räumliche Zuordnung so schwer.»

Weltcup-Gesamtsieger Ludwig, der 2018 nach dem Loch-Patzer auf Rang drei fuhr, dominierte die ersten Trainingsläufe. Er gewann auch den Weltcup und gilt nach seiner starken Saison als Topfavorit.

Nächste Chance 2026

Sollte Loch wie 2018 leer ausgehen, bleibt noch Olympia 2026 in Cortina d’Ampezzo. «Es geht dann genauso weiter wie in den letzten vier Jahren. Denn Cortina ist mehr oder weniger direkt vor der Haustür», sagte Loch und ergänzte: «Endlich mal zu Hause, wo Olympische Spiele auch hingehören, in einem Wintersportort. Es würde mich freuen, wenn ich dabei bin, am liebsten mit der Familie.» Denn es sei zermürbend und sehr anstrengend, wenn Ehefrau Lisa und die Söhne Lorenz und Ludwig nicht dabei sein können. «Das wird sich ändern. Notfalls lasse ich dann mal einen Weltcup aus und bereite mich daheim neu vor, um wieder fokussiert zu sein», sagte Loch, der seine drei Goldmedaillen daheim in einer Kiste hat. «Ich präsentiere sie nicht jeden Tag, dafür bin ich der falsche Typ.»

Von Frank Kastner und Christoph Lother, dpa

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