Die Ski-Party in Kitzbühel fällt in diesem Jahr aus. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Felix Hörhager/dpa)

So leise war Kitzbühel noch nie. Keine Heerscharen an Ski-Fans im Ziel der legendären Streif. Keine Straßenfeste mit lauten Bässen und reichlich Alkohol im Ortskern. Keine Weißwurstparty im Stanglwirt mit Arnold Schwarzenegger.

Kein lagerhallengroßes VIP-Zelt mit Hummer und Champagner für die Schönen und Reichen. Wegen Corona und all den Einschränkungen wird der Hahnenkamm-Klassiker in Tirol an diesem Wochenende fast schon zu einem normalen Weltcup.

Mit einem kleinen Hinweis auf die großen Einschränkungen werden die Anhänger auf der Veranstalter-Homepage begrüßt: «Liebe Fans, sowohl bei den Rennen als auch bei den Trainingsläufen sind heuer leider keine Zuseher erlaubt. Das Zielgelände sowie die Pisten entlang der Streif und des Ganslern sind weiträumig abgesperrt. In der Stadt gibt es weder Fanzonen, noch geöffnete Stände, Lokale oder Hotels.»

Die Verantwortlichen betonen, dass sie froh sind, überhaupt Rennen austragen zu dürfen. «Nicht jammern über das, was nicht ist, sondern dankbar sein für das, was stattfinden darf», appellierte Rennchef Michael Huber. Weil zuletzt im neun Kilometer entfernten Nachbarort Jochberg viele Corona-Infektionen entdeckt und auch die ansteckende britische Mutation nachgewiesen wurden, gerieten die Abfahrten in Kitzbühel in Gefahr. Am Sonntag gab es dann aber Grünes Licht.

Zwei Abfahrten am Freitag und Samstag sowie ein Super-G am Sonntag stehen auf dem Programm. Sportlich ändert sich für die Rennfahrer ohne Zuschauer kaum etwas, wie Thomas Dreßen meinte. «Bei der Abfahrt hörst du die Zuschauer während der Fahrt sowieso nicht», sagte der aktuell verletzte deutsche Skistar. Im Ziel aber ist das Ambiente an der Streif schon ein ganz besonderes, wie Dreßen selbst erlebte, als er 2018 gewann und sich von 47.000 euphorisierten Fans feiern ließ. Diesmal schaut der Mittenwalder daheim auf der Coach zu.

Damit trotz der eigentlich strengen Corona-Vorschriften nicht doch Ski- und Partybegeisterte anreisen, ist die Polizei an den Renntagen alarmiert. Bahnhöfe, Parks und die Innenstadt werden «massiv durch die Exekutive kontrolliert» werden, wie bekanntgegeben wurde. Nur wer eine der wenigen Akkreditierungen hat, darf in die Nähe der Strecke.

Für den Ort sind die Geisterrennen 2021 ein herber Einschnitt. An einem regulären Hahnenkamm-Wochenende wird im Großraum Kitzbühel rund 47 Millionen Euro Umsatz gemacht. Die Einnahmen setzen sich großteils aus Honoraren aus TV-Rechten und Sponsoren zusammen. Zwischen 20 und 25 Prozent aber macht dabei das Publikum aus – das diesmal wegfällt.

Und dann fehlen natürlich die Promis, die Kitzbühel vor allem in den Klatschspalten und Boulevardmedien eben doch zu einem ganz anderen gesellschaftlichen Kaliber machen als sportlich ähnlich schwere Skirennen in Garmisch-Partenkirchen, Wengen oder Bormio.

Der Stanglwirt hat seine traditionelle Weißwurstparty verschoben, das 30-jährige Jubiläum der Zuzel-Sause mit dem Münchner Starkoch Alfons Schuhbeck und anderen A-, B- und C-Promis soll im Januar 2022 nachgeholt werden. Auch das gigantische, zweistöckige VIP-Zelt direkt neben dem Ziel, in dem besonders wichtige Gäste wie Formel-1-Pilot Sebastian Vettel, Moderator Thomas Gottschalk, Wirtschaftsbosse und frühere Ski-Asse verköstigt werden, wurde gar nicht erst aufgebaut.

Von Manuel Schwarz und Sandra Walder, dpa

Von