Karl Geiger jubelt nach dem Sprung zu Silber in seinem Heimatort Oberstdorf. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Der nächtliche Blick auf die geliebten Allgäuer Alpen und eine Siegerehrung mit seiner Franziska: Skispringer Karl Geiger erlebt bei der WM in seinem Heimatort Oberstdorf malerische Glücksmomente.

Sein Silber-Coup und die überwältigende Gesamtsituation auf der ihm seit Jahrzehnten bekannten Normalschanze ließen den 28 Jahre alten Vize-Weltmeister strahlen. «Ich bin extrem stolz auf meinen Ort. Hut ab vor der Organisation, genial. Was da auf sich genommen wurde, muss man erstmal so hinkriegen», sagte Geiger, dessen Frau sich als Helferin bei den Titelkämpfen engagiert.

Wie vor zwei Jahren in Seefeld holte der Oberstdorfer nun auch in seinem Wohnzimmer WM-Silber im ersten Skisprung-Einzel. Nach Sprüngen auf 103,5 und 102 Meter musste sich Geiger lediglich Polens Piotr Zyla geschlagen geben. «Deutschland kann sich freuen über eine Silbermedaille im Skispringen», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher über den Erfolg, mit dem sein Top-Athlet auch den Deutschen Skiverband (DSV) nach acht medaillenlosen Entscheidungen zum WM-Start erlöst hatte.

Geigers Winter ist ein wildes Auf und Ab. Anfang Dezember pausierte er im Weltcup, weil seine Frau hochschwanger war. Dann kehrte er noch vor der Geburt zurück, holte Gold bei der Flug-WM. Es folgten in dieser Reihenfolge: Die Geburt von Tochter Luisa, eine Corona-Infektion und direkt nach der Isolation sein erster Sieg bei einem Tournee-Springen, ebenfalls in seiner Heimat Oberstdorf. Doch Silber an dem Ort, an dem er 2005 als Kind die Fahne Kasachstans tragen durfte, erfüllte ihn besonders mit Stolz.

«Das ist ganz schwierig zu betiteln, aber eine WM zu Hause, das wird es genau einmal in meiner sportlichen Karriere geben», sagte Geiger und hob die Heimat-WM-Medaille indirekt nochmal auf eine höhere Stufe als die ohnehin schon riesigen Erfolge in der laufenden Saison. Dass Geiger zum Punkt X wieder da ist, war überhaupt nicht zu erwarten. Anfang Februar in Klingenthal befand sich der Flug-Weltmeister noch in einem Leistungstief. «Wenn die WM vor drei Wochen gewesen wäre, dann hätte ich da genauso auf die Nase gekriegt wie im Weltcup», räumte er ein.

Nun war er wieder da, der «Karl aus der Kiste», wie Bundestrainer Horngacher seinen Schützling nach WM-Gold in Planica im Dezember betitelte. Eigentlich war Teamkollege und Kumpel Markus Eisenbichler im Einzel höher gehandelt worden. Doch das Duo, das in normalen Zeiten immer das Doppelzimmer teilt, feiert stets gemeinsam, wenn einer der Beiden durchkommt. «Es ist wichtig, dass es einer von uns schafft. Es hat einer gepackt und das ist geil», sagte «Eisei». Seine Interviews hatte er nach Wettkampfende augenblicklich unterbrochen, um im Auslauf am Schattenberg zu seinem strahlenden Schanzen-Freund zu eilen.

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