Eine Eiskunstläuferin nimmt an den Weltmeisterschaften teil. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Luca Bruno/AP/dpa)

Die Deutsche Eislauf-Union will am Samstag nach Machtkämpfen und Querelen auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in Dortmund im zweiten Anlauf eine neue Führung wählen. Neuer Kandidat für das Präsidentenamt ist der Journalist Andreas Wagner, um die zwei Posten als Vizepräsident bewerben sich der frühere Eistänzer Daniel Hermann und der Ingenieur Thomas Rücker. 

Bei der ersten DEU-Versammlung am 10. September in München war ein gewähltes Trio um die frühere Eiskunstläuferin Larissa Vetter gleich wieder zurückgetreten. Der langjährige Präsident Dieter Hillebrand hatte gegen ihre Wahl opponiert. Zudem signalisierten Geschäftsführer Alexander Wetzel und die Sportdirektorin Claudia Pfeiffer, im Falle einer Wahl mit Vetter und Mitstreitern nicht zusammenarbeiten zu wollen.

Führungskrise im Eiskunstlauf

«Es ist mir klar, dass da einiges Porzellan zerdeppert worden ist», sagte Wagner, der lange Jahre Abteilungsleiter Hörfunk Sport des Süddeutschen Rundfunks gewesen ist, der Deutschen Presse-Agentur. «Ich traue mir zu, es in die richtige Richtung zu steuern.»

Der 62-jährige Stuttgarter gehörte bereits im September zu dem Trio, das zwar gewählt wurde, die Wahl aber nach heftigem Gegenwind nicht annahm. Die damalige Präsidentschaftskandidatin Vetter verzichtete nach den Geschehnissen und einem geharnischten Newsletter von Geschäftsführer Wetzel darauf, erneut anzutreten. «Inwieweit die Mitglieder den Ernst der Lage erkannt haben, ist nach der Wahl eher fraglich», hieß es darin.

In einem offenen Brief, der am Mittwoch an die Landeseissportverbände geschickt wurde, verkündeten Vetter und die damaligen zwei Mitstreiter ihren Rückzug: «Wir haben durch immer obskurere Ereignisse einsehen müssen, dass es im aktuellen Setting keine sinnvolle Möglichkeit gibt, echte Veränderungen herbeizuführen, da man sich mehr darauf fokussiert hat, gegen uns zu arbeiten, als gemeinsam die relevanten Inhalte anzugehen».

Je mehr klar geworden sei, «wer, wie und warum welche Strippen zieht und wie viel mehr es um individuellen Machterhalt als um das Beste im Sport» gehe, habe es keine Argumente gegeben, sich noch mal aufstellen zu lassen, sagte Vetter ergänzend der dpa.

Präsidentschaftsanwärter Wagner wollte vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung und seiner möglichen Wahl nichts zu den Vorgängen von München und dem Wetzel-Newsletter sagen. Auf das neue Präsidium warte aber «eine Fülle von Aufgaben». 

Pfeifer soll Vorstandsposten erhalten

Nach einer Satzungsänderung sollen die Kompetenzen zukünftig an einen neu zu bestellenden hauptamtlichen Vorstand übergehen. Die Mitglieder des Präsidiums würden daher eher «Ermöglicher» als «Macher» sein, erklärte Wagner. Feststehe, dass Sportdirektorin Pfeifer einen der zwei Vorstandsposten erhalten soll. Ob Wetzel als zweites Mitglied des Führungsgremiums vorgesehen ist, wollte Wagner nicht kommentieren.

Als ehrenamtlicher Präsident will er sich um mehr Einnahmen durch Sponsoren für den durch lange sportliche Dürre klammen Verband kümmern, kündigte er in einem Bewerbungsschreiben an die DEU-Landesverbände an. Außerdem möchte Wagner an der Außendarstellung arbeiten: «Mehr Präsenz in den Medien zeigen, für positive Nachrichten sorgen.» 

Das Sportliche sieht er bei Pfeifer in guten Händen. «Ich habe keine Eiskunstlauf-Expertise und könnte deshalb nicht sagen, was besser laufen sollte», bekannte er. Was die Sportdirektorin «konzeptionell in der Pipeline» habe, mache aber Mut.

Von Andreas Schirmer, dpa

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