Vier Wochen vor Beginn der Olympischen Winterspiele hat Biathletin Denise Herrmann bislang noch nicht ihre Form gefunden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hendrik Schmidt/dpa)

Die Reise in ihre Wahlheimat kommt für Denise Herrmann genau zur richtigen Zeit. «Zwei Tage im eigenen Bett helfen definitiv», sagte die Biathletin nach einem Jahresauftakt zum Vergessen.

Beim Weltcup in Oberhof war die Ex-Weltmeisterin nach acht Schießfehlern in der Verfolgung von Oberhof nur 41. geworden. Ein Tiefpunkt für die 33-Jährige, die eigentlich in knapp vier Wochen in Höchstform bei den Olympischen Winterspielen in Peking antreten und möglichst auch Medaillen gewinnen will. Beim zweiten Heimspiel in Ruhpolding erhofft sich Herrmann ab Mittwoch Besserung.

Herrmann freut sich auf Ruhpolding und Antholz

«Ich weiß, dass ich es besser kann, und jetzt kommen noch zwei Stationen, da freue ich mich extrem drauf», sagte die gebürtige Sächsin mit Blick auf Ruhpolding und Antholz und ergänzte: «Ich muss versuchen, jetzt die Tage den Reset-Knopf zu drücken und das sacken zu lassen, abzuhaken und nach vorne zu schauen.»

Einen Schritt nach vorne kann Herrmann bereits zum Auftakt im Sprint (14.30 Uhr/ZDF und Eurosport) machen, nachdem sie in der Vorwoche in Thüringen nur 26. über 7,5 Kilometer geworden war und in einem verpatzten Jagdrennen noch einmal 15 Plätze verlor.

«Man nimmt das schlechte Gefühl mit, und dann läuft es auch zäh in der Loipe», sagte die ehemalige Langläuferin zu den vielen Fehlern am Schießstand. Nach ihrem späten Wechsel zu den Skijägern hatte Herrmann den Umgang mit der Waffe schon fast perfekt drauf. Sie gewann sieben Weltcuprennen, wurde 2019 in Schweden Weltmeisterin in der Verfolgung und peilt in China auch endlich eine Olympia-
Medaille an. Das war ihr 2014 schon mit der deutschen Langlauf-
Staffel in Sotschi gelungen. Der Weg zurück aufs Podest scheint nun aber sehr weit.

Bundestrainer Kirchner bleibt entspannt

Gleich im ersten Saisonrennen schaffte es Herrmann Ende November in Östersund als Dritte im Einzel aufs Podium. Nach dem starken Start gelang das nicht mehr. Ein Infekt hatte sie Ende Dezember zur vorzeitigen Abreise vom Weltcup in Frankreich gezwungen, in Oberhof wollte es trotz besserer Verfassung noch nicht wieder laufen. «Die Form war noch nicht da, wo sie sein kann», sagte Bundestrainer Mark Kirchner, der aber entspannt bleibt: «Ich bin überzeugt, dass sie sich stark bei den Olympischen Spielen präsentieren wird.»

Nicht erst seit dieser Saison liegt Herrmanns Fokus auf den Winterspielen. Bereits im vergangenen Winter hatte sie Peking fest im Blick, trainierte auch immer wieder gezielt in der Schweizer Höhe von Davos, um sich auf die Bedingungen in Asien vorzubereiten. «Ich muss mir jetzt einfach in Ruhpolding ein gutes Gefühl holen im Laufen, aber auch im Schießen», sagte Herrmann, die nicht an ihrer Grundform zweifelt: «Ich bin optimistisch und zuversichtlich, dass es in den nächsten Wettkämpfen besser wird.» Aber vor allem im eigentlich leichteren Liegendanschlag hat sie – wie auch Norwegens Star Johannes Thingnes Bö – derzeit große Probleme.

Ein Wohlfühl-Umfeld könnte ihr dabei helfen. «Da kann man schon eine andere Energie schöpfen, als wenn man die ganze Zeit im Hotel unterwegs ist, den Vorteil versuchen wir zu nutzen», sagte Herrmann zur Aussicht auf ein paar Nächte im eigenen Bett. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Thomas Wick, einem ehemaligen Langläufer, baut sie in Ruhpolding ein Haus und sieht ihren Lebensmittelpunkt weiter in Bayern. Auch viele Stunden Training in der Chiemgau Arena in der Vergangenheit sollen nun Sicherheit geben: «Im Wohnzimmer Ruhpolding kennt man die Scheiben vielleicht ein bisschen besser – und da hoffe ich, dass ich den Flow Richtung Peking langsam aufbauen kann.»

Von Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt, dpa

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