Eine Ergebnistafel, wie sie dem deutschen Biathlon-Schießtreiner bei der Arbeit hilft. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa)

Vor einem Jahr in Hochfilzen war Denise Herrmann untröstlich. «Das könnte wahrscheinlich meine Oma besser», sagte Deutschlands beste Biathletin nach ihrem Staffel-Schießdebakel in Tirol mit drei Strafrunden.

«So kann es nicht weitergehen», schimpfte Bernd Eisenbichler, der gerade erst als Sportdirektor bei den Skijägern angefangen hatte. Der vom US-Team nach Deutschland gewechselte Bayer meinte: «Das ist wie ein 0:4 im Fußball gegen Österreich.»

Die Formkrise der Biathletinnen war damals bedenklich – doch die Saison endete mit fünf WM-Medaillen einigermaßen versöhnlich. «Ich denke schon, dass wir uns alle einig sind, dass die Antholz-WM gut war, auch wenn der WM-Titel gefehlt hat», sagt Eisenbichler. In den Corona-Winter ist das deutsche Team mit fünf Podestplatzierungen in den zwei Finnland-Wochen vielversprechend gestartet.

Vielleicht auch, weil mit Engelbert Sklorz nun einer dabei ist, der sich als ausgewiesener Fachmann nur um das Schießen kümmert. «Er lebt diese Position, so wie ich es mir vorstelle», sagt Sportdirektor Eisenbichler und meint: «Ich bin mit seiner Arbeit extrem zufrieden.»

Arnd Peiffer kennt und arbeitet seit 13 Jahren mit Sklorz zusammen. «Er ist aus meiner Sicht der akribischste und beste Schießtrainer, den es in Deutschland gibt. Und ich vermute, dass er auch international keinen Vergleich zu scheuen braucht», sagte der Olympiasieger zdfsport.de. «Er geht den Athleten manchmal leicht auf die Nerven, was ich super finde», beschreibt Eisenbichler die Arbeitsweise des Neuzugangs. «Aber er ist nicht der Wunderheiler.»

Beim exzellenten Skiläufer Benedikt Doll, der immer mal wieder über das Ziel hinausschießt, hat Sklorz für ein Umdenken gesorgt. «Er hat mir bewusst gemacht, welche Rolle das Trockentraining spielt, welche technischen Sachen die Grundlagen sind», sagte der 30-Jährige, der das Trockentraining die letzten Jahre «vielleicht etwas schleifen» ließ: «Jetzt werde ich es wieder regelmäßig machen.»

Der 55 Jahre alte Sklorz, Nachfolger von Gerald Hönig, der nach seiner Zeit als Damen-Bundestrainer zwei Jahre als Bundesschießtrainer tätig war, arbeitet bei der Bundespolizei im bayerischen Bad Endorf. Beim Hochfilzen-Weltcup steht Sklorz am Schießstand und beobachtet ganz genau, was seine Schützlinge tun.

In Tirol macht das Damen-Team mit Herrmann (Oberwiesenthal), Janina Hettich (Schönwald), Vanessa Hinz (Schliersee), Maren Hammerschmidt (Winterberg), Franziska Preuß (Haag) und Sophia Schneider (Oberteisendorf) am Freitag (11.30 Uhr/ZDF und Eurosport) im Sprint den Auftakt. Vor einem Jahr war Ex-Weltmeisterin Herrmann als 41. über die 7,5 Kilometer beste Deutsche gewesen. «Natürlich haben wir noch eine Rechnung offen mit Hochfilzen», sagte Damen-Bundestrainer Kristian Mehringer.

Die Männer mit Peiffer (Clausthal-Zellerfeld), Doll (Breitnau), Philipp Horn (Frankenhain), Johannes Kühn (Reit im Winkl), Erik Lesser (Frankenhain) und Roman Rees (Schauinsland) starten ebenfalls am Freitag (14.20 Uhr) mit dem Zehn-Kilometer-Sprint. Die erste Hochfilzen-Woche endet am Sonntag – Verfolgungsrennen und Staffel-Wettkämpfe stehen noch auf dem Wettkampfprogramm. Danach steht dann in Tirol der letzte Weltcup in diesem Jahr an – aufgrund der Coronavirus-Pandemie einmal mehr ohne Zuschauer. Möglicherweise ist dann Ex-Weltmeister Simon Schempp dabei, der die Qualifikation für das Weltcup-Team nicht geschafft hatte.

Von Volker Gundrum, dpa

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