Arnd Peiffer und Co. werden in diesem Jahr vor leeren Rängen in Oberhof um Siege kämpfen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa)

Gespenstische Stille statt Zehntausender johlender Fans, eine «abgeriegelte» Stadt und strenge Hygienevorschriften: Die Biathlon-Party im Thüringer Wintersport-Mekka Oberhof fällt im Jahr 2021 aus.

Stehen am legendären Birxsteig sonst die Fans in Fünferreihen und ziehen angeblich schon mal Windeln an, um in den vielen Stunden an der Strecke ja nicht ihre Lieblinge wie Arnd Peiffer und Denise Herrmann zu verpassen, feuern nun an der Loipe nur die Trainer und Betreuer die Skijäger an. «Die fehlenden Fans sind schon ärgerlich. Das ist eigentlich das Schönste an Oberhof», sagte Benedikt Doll (30) zu den ersten Geisterrennen am Grenzadler.

Damit ab Freitag mit den beiden Auftakt-Sprintrennen (11.30 und 14.15 Uhr/ZDF und Eurosport) nicht doch noch Fans an die Arena kommen, wird die Polizei die Zufahrt zur Stadt regulieren. Zudem werden diesmal in dem, anders als in den Jahren zuvor, verschneiten Wintersportort ab Freitag alle öffentlichen Parkplätze für Tagestouristen gesperrt. Zudem wurden verstärkte Polizeikontrollen angekündigt. Die Zufahrt zum Stadion ist wie immer abgeriegelt. In den vergangenen Tagen waren wie an anderen Ausflugszielen in Deutschland bis zu 10.000 Menschen nach Oberhof gekommen und hatten für ein Park-Chaos gesorgt.

Die Athleten selbst, die schon zuvor in Kontiolahti und Hochfilzen vor leeren Rängen liefen, blenden das ganze Drumherum aus. «Man gewöhnt sich dran. Aber ich freue mich, wenn wieder Fans ins Stadion dürfen», sagte Franziska Preuß am Donnerstag.

Im Vorjahr schnitten die Deutschen mit Podestplätzen durch Peiffer, Denise Herrmann, dem diesmal nicht berücksichtigten Johannes Kühn und der Männer-Staffel sehr gut ab. Vor allem Olympiasieger Peiffer (33) ist nach seinem Massenstartsieg zum Jahresende in Hochfilzen hochmotiviert, weiß aber, «dass ich mir alles neu erkämpfen muss. Alles ist wieder auf Null gesetzt.»

Sportlich sind die Augen vor allem auf Ex-Weltmeister Simon Schempp gerichtet. Der 32-Jährige gibt seinen Saisoneinstand, nachdem er in den internen Ausscheidungsrennen gegen Erik Lesser den Kürzeren gezogen hatte und erstmals seit 2011 nicht im Weltcupteam war. «Wunderdinge sind nicht zu erwarten. Aber ich denke schon, dass ich ordentliche Ergebnisse einfahren kann», sagte der Uhinger.

Dass er wieder zu alter Stärke findet, hofft auch Lesser. Er hatte mit Schempp als Schlussläufer in den Staffeln in der Vergangenheit viele Erfolge gefeiert. «Er hatte Eier aus Stahl und hat sie nach wie vor. Wir hoffen alle, dass er wieder dahin kommt, wo er mal war, und dass er uns im Team weiterhilft», sagte der 32-Jährige. Schempps Freundin Franziska Preuß, die beide bei der World Team Challenge kurz vor Silvester in Ruhpolding Zweite wurden, ergänzte: «Die letzten zwei Jahre habe an seinem Selbstbewusstsein genagt. Ich wünsche ihm das Beste. Wenn er zufrieden ist, wäre es richtig cool.»

Für die Organisatoren wird die Ausrichtung der beiden Weltcups in Oberhof – der kommende Woche in Ruhpolding wurde wegen der Minimierung der Reisetätigkeit nach Thüringen verlegt – derweil ein Minusgeschäft. Dennoch war eine Absage keine Option. «Man kann immer Nein sagen, aber das wäre ein ganz schlechtes Signal an alle möglichen Seiten gewesen», sagte der Thüringer Finanzstaatssekretär Hartmut Schubert. Laut Schubert liege der Fehlbetrag nach jetziger Planung unter einer Million Euro. Die Ausrichtung jetzt sei auch wichtig mit Blick auf die WM 2023 in Oberhof.

Dafür wird die Arena derzeit umgebaut und modernisiert. Man sei auf «einem guten Weg, Oberhof wieder zu dem Flaggschiff zu machen, das es mal war», sagte IBU-Sportdirektor Felix Bitterling. Er teilte zudem mit, dass bei den engmaschigen Corona-Tests vor dem Rennstart bisher vier positive Fälle aufgetreten seien.

Von Sandra Degenhardt, dpa

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