Tommy Ford aus den USA reißt bei seinem Sturz auch ncoh Streckenposten mit. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa)

Der Anblick war furchtbar. Tommy Ford liegt am Rand der Piste in Adelboden, den Kopf zur Seite gedreht, einen Arm nach hinten verkrümmt, die Beine noch im Fangnetz. Er bewegt sich nicht. Helfer eilen herbei und beginnen, sich um den US-Skirennfahrer zu kümmern.

Das in normalen Jahren von einer großen Wintersport-Sause mit Zigtausenden Fans samt Partymusik geprägte Alpin-Wochenende im Berner Oberland ist von einem schlimmen Unfall – und etlichen weiteren folgenschweren Stürzen – überschattet worden. Nach bangen Stunden gab es immerhin erste gute Nachrichten.

«Tommy Fords Kopf- und Nackenverletzungen sind nicht schwerwiegend und entwickeln sich gut. Er hat noch eine Knieverletzung, die weiter untersucht wird», twitterte der US-Skiverband. Die Erleichterung über dieses erste Bulletin war groß in der Ski-Welt. «Wir denken alle an dich», schrieb die frühere amerikanische Alpin-Dominatorin Lindsey Vonn in den sozialen Medien und wünschte gute Besserung.

In das kollektive Aufatmen mischte sich aber auch Ärger darüber, dass es überhaupt zu derart schweren Unfällen bei den beiden Riesenslaloms am Freitag und Samstag gekommen war. Am ersten Renntag auf dem schwierigen Chuenisbärgli-Hang in der Schweiz hatten sich bereits die norwegischen Youngster Lucas Braathen und Atle Lie McGrath verletzt, deren WM-Saison vorzeitig zu Ende ist. Auch bei Tommy Ford geht niemand mehr von einem Comeback in diesem Winter aus.

Von einer «komplett kopflosen» Kurssetzung sprach Norwegens Henrik Kristoffersen im Sender TV2. Er kritisierte, dass die Fahrer deshalb extrem schnell wurden, und das just in einem so steilen Abschnitt wie dem berüchtigten Schlusshang von Adelboden. «Wenn der Schnee dann noch so aggressiv ist, ist das lebensgefährlich», fand Kristoffersen. «Das ist echt eine Schande, weil es unnötig ist.» Den Riesenslalom könne man so gleich in Super-G umtaufen, schimpfte er.

Der erfahrene Ford hatte in vollem Speed eines der letzten Tore des Kurses nicht mehr erwischt. Er strauchelte, kam zu Fall, überschlug sich, schlitterte auf Kopf und Nacken über den Schnee, krachte dann noch gegen zwei Pistenarbeiter und blieb neben der Strecke liegen.

Durch den Aufprall auf den Kopf dürfte der 31-Jährige das Bewusstsein verloren haben. Als er nach einer fast halbstündigen Behandlung am Unfallort in einen Rettungsschlitten gelegt und danach von einem Helikopter weggeflogen wurde, konnte er aber mit Helfern reden, wie das US-Team mitteilte. Weitere Details zu den Verletzungen verriet eine Sprecherin unter Verweis auf Fords Privatsphäre zunächst nicht.

Der sportliche Wettkampf und die beiden famosen Siege des französischen Weltcup-Gesamtführenden Alexis Pinturault gerieten angesichts des Vorfalls in den Hintergrund. Der deutsche Hoffnungsträger Alexander Schmid kam mit dem Chuenisbärgli wie von ihm selbst befürchtet überhaupt nicht zurecht und landete auf Platz 22 – am Freitag hatte er als 21. ebenfalls enttäuscht. Stefan Luitz fehlte verletzt und schrieb bei Instagram: «Es ist hart, die Rennen zuhause zu gucken. Aber es ist noch schlimmer, die Jungs so stürzen zu sehen.»

Von Manuel Schwarz, dpa

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