Katharina Althaus jubelt nach ihrem WM-Sieg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Zum passenden Klassiker «The Best» von Tina Turner fühlte sich die überwältigte Skisprung-Weltmeisterin Katharina Althaus endlich gekrönt. Silber bei Olympia 2018, Silber bei der WM 2019, Silber bei Olympia 2022: Der Makel der ewigen Zweiten bei Großereignissen ist nach dem Gold-Coup von Planica endlich beseitigt, Althaus brach im Auslauf der Normalschanze direkt unter Tränen zusammen.

«Das ist einfach mega. Es ist zum ersten Mal, dass es sich für mich ausgegangen ist. Ich freue mich einfach», sagte die 26-Jährige, die spontan Handküsse ins Publikum warf und trotz Kälte kurzärmlig zur Siegerehrung schritt. «Da kann man schon eine Runde Bier schmeißen und drauf trinken», kündigte Althaus freudig an.

Althaus holt Gold, Freitag wird Vierte

Ihr lauter Jubelschrei im Auslauf war bis ins Publikum zu hören. Als die nach dem ersten Durchgang führende Norwegerin Anne Odine Stroem patzte und der Sieg perfekt war, konnte Althaus ihre Gefühle kurzzeitig gar nicht mehr kontrollieren. Vergessen waren auf einmal all die Misserfolge und Kleinigkeiten, die bei verschiedenen Events immer wieder zum großen Wurf im Einzel fehlten.

«Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich freue mich einfach riesig. Ich checke es noch gar nicht», sagte Althaus. Auch ihre Teamkolleginnen um die überraschend starke Selina Freitag (Rang vier), Anna Rupprecht (Neunte) und Luisa Görlich (15.) nahmen ihre Topathletin sofort in die Mitte und feierten los. Die weiteren Medaillen holten Eva Pinkelnig aus Österreich und die Norwegerin Stroem.

«Das ist unbeschreiblich. Katha ist richtig gut skigesprungen. Dass es hier so aufgeht, freut mich sehr für sie», sagte Bundestrainer Maximilian Mechler. Dabei hatte Althaus in den Tagen von Slowenien die Erwartungen bewusst niedrig gehalten. «Ich wäre auch mit Platz zwei sehr, sehr zufrieden. Auf der kleinen Schanze muss wirklich alles passen, damit man überhaupt um die Medaillen mitspringt», hatte sie noch vor der ersten Entscheidung, bei der sie 98,5 und 97 Meter sprang und damit alle überflügelte, betont.

Vor der überraschend dürftigen Kulisse von rund 1000 Zuschauern (Mechler: «Das ist heute völlig wurscht») hatte sich ein packender Wettkampf, den das deutsche Team maßgeblich mitprägte, entwickelt. Am Ende zeigte Althaus besonders starke Nerven und holte mit der starken Landung im zweiten Sprung die entscheidenden Punkte heraus.

Freitag: «Fand den Sprung einfach mega»

Ebenfalls einen überzeugenden Auftritt legte Freitag hin, bei der es selbst fast für eine überraschende Medaille im Einzel gereicht hätte. «Ich bin gerade so richtig erleichtert. Der Sprung war richtig gut, es war der Beste bisher. Ich habe einfach gejubelt. Herrlich! Ich fand den Sprung einfach mega», sagte Freitag über ihren ersten Sprung auf 97 Meter. Ihr zweiter Versuch war ähnlich makellos, doch Althaus, Pinkelnig und Stroem waren noch einen Tick stärker.

Bruder Richard Freitag, der vor seinem Rücktritt im vergangenen März selbst jahrelang Top-Skispringer war, reiste gemeinsam mit den Eltern nach Slowenien, um das Springen zu sehen. Stolz sagte der 31-Jährige: «Wahnsinn! Es ist wirklich schön zu sehen, wie sie sich entwickelt hat.» Althaus und Freitag dürften damit auch als Duo für das Mixed am Sonntag (17.00 Uhr) feststehen.

Der Wechsel von Andreas Bauer – langjähriger Erfolgscoach – auf Mechler im Jahr 2021 hat sich für den Deutschen Skiverband (DSV) bereits ausgezahlt. Auf die dürftige Heim-WM in Oberstdorf folgten Olympia-Silber und nun WM-Gold für Althaus, die in diesem Winter zuvor schon sechs Mal im Einzel gewann. «Es ist eine super Situation, dass sie so vorne dabei ist», sagte der ehemalige Athlet und heutige Coach Mechler. Auch auf der Großschanze, im Teamspringen sowie im Mixed gibt es für Althaus und Co. Medaillenchancen.

Patrick Reichardt und Thomas Eßer, dpa

Von