Mikaela Shiffrin wirkt mental wieder gefestigt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Kappeler/dpa)

Die Reise Richtung Peking beginnt am Rettenbachferner. Mit den Riesenslaloms der Damen am Samstag und der Herren am Sonntag wird in Sölden die Olympia-Saison der alpinen Ski-Asse gestartet.

Schon der Weg zu den Spielen in China im Februar verspricht reichlich Spannung. Petra Vlhova, die vergangenen Winter als erste Slowakin den Gesamtweltcup gewann, setzt im Duell mit ihrer Dauerrivalin Mikaela Shiffrin auf einen neuen Trainer. Die US-Amerikanerin will neben neuem Glück in der Liebe auch endgültig die alte Leichtigkeit auf der Piste wiederfinden. Größte Hoffnungsträger des Deutschen Skiverbandes (DSV) sind erneut die mit WM-Medaillen dekorierten Speed-Spezialisten.

Die Favoriten: Bei den Damen geht das ewige Duell zwischen Vlhova und Shiffrin in die nächste Runde. Die Slowakin trennte sich nach dem historischen Gewinn der großen Kristallkugel von ihrem langjährigen Coach Livio Magoni und arbeitet nun mit Mauro Pini zusammen, der einst auch schon Lara Gut-Behrami zu einer Topfahrerin geformt hat. Die Schweizerin, vergangenen Winter Zweite des Gesamtweltcups und mit zweimal Gold sowie einmal Bronze eine der herausragenden Athletinnen der WM in Cortina d’Ampezzo, dürfte erneut ganz vorne mitmischen.

Größte Konkurrentin für Allrounderin Vlhova ist aber wohl wieder mal Shiffrin. Die langjährige Dominatorin hatte sich nach dem Unfalltod ihres Vaters im Februar 2020 zurückgezogen. Vorige Saison brauchte sie eine gewisse Anlaufzeit, gewann dann aber unter anderem den Slalom in Courchevel und vier WM-Medaillen – darunter Gold in der Kombination. Die 26-Jährige wirkt mental wieder gefestigt und ist seit einigen Monaten mit Norwegens Speed-Ass Aleksander Aamodt Kilde liiert, der ihr auch sportlich eine Hilfe sein dürfte. Es sei ihr «Traum, wieder um den Gesamtsieg im Weltcup mitzufahren», sagt Shiffrin, die sich zuletzt auf die Technik-Rennen fokussiert hatte.

Bei den Herren geht Alexis Pinturault als Titelverteidiger an den Start – im Gesamtweltcup und im Riesentorlauf. Vergangenes Jahr wurde der Franzose beim Auftakt in Sölden Vierter. Überraschungssieger war damals Lucas Braathen. Der 21-Jährige gehört zu einer ganzen Reihe von Norwegern, die sich im späteren Saisonverlauf schwer verletzten und diesen Winter wieder angreifen wollen. Genau wie Kilde, Sieger des Gesamtweltcups 2019/2020. Auch Marco Odermatt (Schweiz) und Marco Schwarz (Österreich) gelten als Kandidaten für den Gesamtsieg.

Bei den Speed-Events, die erst Ende November in Lake Louise (Kanada) beginnen, dürfte zudem mit dem österreichischen Abfahrtsweltmeister Vincent Kriechmayr und dem Schweizer Beat Feuz, der vergangene Saison beide Rennen auf der legendären Streif gewann, zu rechnen sein.

Die Deutschen: In Sölden ist der DSV nur mit einer kleinen Delegation vertreten – und in der Außenseiterrolle. Stefan Luitz gilt als Anwärter auf die Top 15, Andrea Filser auf die Top 20. Die größten Hoffnungen ruhen auch diesen Winter auf den Speed-Spezialisten. Romed Baumann gewann bei der WM in Cortina im Februar Silber im Super-G, Andreas Sander in der Abfahrt. In Abwesenheit von Topmann Thomas Dreßen, der infolge einer Knieoperation vor Weihnachten kein Rennen bestreiten und womöglich sogar Olympia verpassen wird, sollen vor allem diese zwei nun auch wieder für deutsche Podestplätze im Weltcup sorgen.

Genau wie Linus Straßer, der im Januar sensationell den Nachtslalom in Zagreb gewann und kurz danach Zweiter in Adelboden wurde, bei der WM später dann aber enttäuschte. Oder Kira Weidle, die in Cortina zu WM-Silber in der Abfahrt gebraust war. Im Speed-Bereich ist es laut Damen-Bundestrainer Jürgen Graller weiter «eine One-Woman-Show, die wir nicht von heute auf morgen ausmerzen können.» Im Super-G fuhr aber auch Weidle zuletzt hinterher. Da fehle ihr «noch ein bisschen die Selbstverständlichkeit», erklärt sie. Was dem gesamten deutschen Team im vergangenen Winter fehlte, war die Konstanz. Was für Olympia nichts Schlechtes heißen muss, im Kugelkampf aber entscheidend ist.

Die Höhepunkte: Olympia in Peking (4. bis 20. Februar) überstrahlt natürlich alles. Aber auch die Rückkehr der Nordamerika-Rennen, die vergangenen Winter coronabedingt ausgelassen wurden, wecken bei vielen Sportlern und Fans Vorfreude. A propos Fans: Auch die kehren zurück. In Sölden werden über das Wochenende mehr als 10 000 von ihnen erwartet. Auch die Events in Garmisch-Partenkirchen (29. Januar und 26./27. Februar 2022) sollen mit Publikum stattfinden. Vom 21. bis 23. Januar 2022 steigen die prestigeträchtigen Speed-Rennen in Kitzbühel.

Von Christoph Lother, dpa

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