Skeleton-Weltmeister Christopher Grotheer aus Deutschland in Aktion bei den Olympischen Winterspielen in Peking. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa)

Mit seinem alten Schlitten liegt Skeletonpilot Christopher Grotheer zur Halbzeit klar auf Goldkurs und könnte endlich den Olympia-Fluch der deutschen Männer besiegen.

Seit der Wiederaufnahme der Sportart 2002 ins olympische Programm gingen sie immer leer aus. Doch nun schickte der zweifache Weltmeister mit Bahnrekord in 1:00,00 Minuten gleich im ersten Durchgang ein deutliches Signal an die Konkurrenz. Zur Halbzeit hat der 29-Jährige vom BRC Thüringen 0,70 Sekunden Vorsprung auf den Weltcup-Gesamtzweiten Axel Jungk vom BSC Oberbärenburg. Dritter ist der Chinese Yan Wengang, der Winterberger Alexander Gassner Neunter.

«Ich fühle mich gut, hab das Training gestern weggelassen, weil ich vom Kopf her frisch sein wollte. Ich habe im ersten Lauf ein richtiges Pfund runtergelegt, um die Konkurrenz zu schocken», sagte Grotheer. Nun könnte ihm am Freitag (4. Lauf 14.55 Uhr/MEZ) der erste deutsche Olympiasieg in dieser Diszplin glücken, nachdem Jacqueline Lölling 2018 Silber sowie Kerstin Szymkowiak und Anja Selbach (ehemals Huber) 2010 Silber und Bronze gewannen. Für die Herren gab es bislang noch gar keine Olympia-Medaille.

Alter Schlitten mit richtig Speed

Sein Erfolgsrezept ist einfach. Er wechselte einfach seinen Schlitten, stellte den neuen in die Ecke und nahm wieder seinen alten. «Der läuft, von der Trainingswoche zu jetzt habe ich einen richtig großen Sprung gemacht. Vom Speed passt es richtig gut. Ich muss nichtmal fehlerfrei fahren, um eine Chance zu haben. Dieser Puffer tut richtig gut», sagte der gebürtige Wernigeröder, der bei seiner Olympia-Premiere in Pyeongchang Achter wurde.

So richtig den Turbo in seiner Karriere legte er erst 2020 ein, als er auf der anspruchsvollen Bahn in Altenberg erstmals den WM-Titel einfuhr. Kurios: In der damaligen Saison hatte er sich nicht für das Weltcup-Team qualifiziert, am Ende wurde er Weltmeister. Dieses Kunststück wiederholte er ein Jahr später erneut im Erzgebirge. «Die beiden WM-Titel haben mir viel Sicherheit gegeben», sagte der ehemalige Skispringer, der seit 2012 im Weltcup fährt.

Auch bei Jungk, der nach dem Weltcupfinale in St. Moritz positiv auf das Coronavirus getestet worden war und große Probleme bei der Einreise in China hatte, liegt als Zweiter aussichtsreich im Rennen. «Ich wäre lieber näher an Christopher dran, aber er macht es einfach überragend», sagte der Sachse, der eine Kufe auf dem Schlitten hat, die er «noch nie im Leben gefahren» ist. Sein Setup am Schlitten ist risikoreich, aber schnell. «Ich fahre absolut am Limit, will aber nochmal das geile Gefühl haben, dass von oben bis unten alles passt.»

Von Frank Kastner, dpa

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