Biathletin Franziska Preuß steht beim Training in Antholz am Schießstand. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sandra Degenhardt/dpa)

Nach ihren letzten fünf Trainingsschüssen in der verschneiten Antholzer Biathlon-Arena flachste Franziska Preuß mit Co-Trainer Sverre Olsbu Röiseland. «Morgen werde ich sterben», sagte die 28-Jährige scherzhaft mit Blick auf den Sprint am Donnerstag (14.30 Uhr/ZDF und Eurosport).

Doch ihr erstes Rennen in diesem Jahr auf der 1600 Meter hoch gelegenen Strecke unweit des Staller Sattels wird richtige Schwerstarbeit: Die Höhe fordert ohnehin ihren Tribut und für Preuß ist es die Rückkehr in den Weltcup nach ihrer gesundheitlichen Zwangspause.

«Es wird zäh werden, darauf stelle ich mich ein. Aber mir geht es soweit gut», sagte Preuß der Deutschen Presse-Agentur. Schnell verschwand sie nach der Einheit ins Warme, auch der Mund-Nasen-Schutz durfte nicht fehlen. Denn für Preuß heißt es: Nur nicht wieder krank werden, nicht schon wieder irgendwas einfangen.

Drei Wochen bis zur Heim-WM

Die 28-Jährige hat sich gerade erst zurückgekämpft und drei Wochen vor dem Start der Heim-WM in Oberhof (8.- 19. Februar) ist es auch die letzte Chance für die frühere Staffel-Weltmeisterin, Wettkampfpraxis zu sammeln. «Formmäßig ist es noch nicht das Gelbe vom Ei. Aber mir war viel wichtiger, wieder bei der Mannschaft zu sein und im Hinblick auf Oberhof Rennen im gewohnten Konkurrentenumfeld zu haben. Ich schaue einfach, was der Körper schon hergibt», sagte die Bayerin.

Statt wie erhofft in dieser Saison die vorderen Plätze im Gesamtweltcup anzugreifen, konnte Preuß bisher nur fünf von zwölf Saisonrennen bestreiten. Sie verpasste den Saisonauftakt in Kontiolahti, dazu die Rennen in Pokljuka und Ruhpolding. Denn Verletzungen und Krankheiten ziehen sich wie ein roter Faden durch Karriere der Skijägerin, die einst als ähnlich talentiert gehandelt wurde wie Laura Dahlmeier.

Bereits in der Vorsaison hatte sie im Dezember eine Fußverletzung und kurz darauf eine Corona-Infektion für mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt, sodass sie erneut viele ihrer Ziele verfehlte. Entschädigt worden war sie dann in Peking, wo sie mit Staffel-Bronze endlich ihre erste olympische Medaille holte.

Körper sehr anfällig

Während Ausnahmekönner wie einst Martin Fourcace oder jetzt Johannes Thingnes Bö scheinbar mühelos durch eine komplette Saison auf Topniveau gehen, ist ihr Körper einfach «sehr anfällig, ich muss extrem aufpassen und jedes Warnsignal vom Körper ernst nehmen und darauf reagieren», sagte Preuß. Doch alle Vorsicht nutzte nichts, am zweiten Weihnachtsfeiertag streckte sie ein Infekt, «das volle Programm», nieder. «Dabei waren wir sehr vorsichtig an Weihnachten, ich habe kaum jemanden getroffen.»

Zwei Wochen konnte sie nicht trainieren. «Die letzten zwei bis drei Wochen waren schon sehr frustrierend. Es ist schon schwer, das so zu akzeptieren, und es ist frustrierend, weil man ratlos ist», bekannte Preuß. Mittlerweile könne sie mit diesen Situationen aber ganz gut umgehen.

Das musste sie auch im Sommer. Denn Preuß wurde durch eine erneute Corona-Infektion Ende März, später eine schwere Mittelohrentzündung und dann auch noch eine Stirnhöhlenentzündung wieder mal zurückgeworfen. Selbstzweifel waren die Folge. Ein Karriereende war aber noch kein ernsthaftes Thema. Doch nach dem für sie schweren Sommer fehlten schon gut 70 Stunden an Training, die sie nicht mehr aufholen kann. Und nun die nächste Zwangspause.

Ziel: Wettkampfhärte aufbauen

«Sie soll in Antholz wieder Wettkampfhärte aufbauen. Bei ihr geht es nicht darum, mit irgendwelchen Platzierungsvorgaben die Latte hoch zu hängen, sondern darum, dass sie wieder gut in den Wettkampfmodus hineinkommt», sagte Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon. Die interne WM-Norm hatte Preuß mit den Plätzen zehn und 15 vor Weihnachten beim Weltcup in Le Grand-Bornand geschafft.

Abzuwarten bleibt, wie sie die für den Körper belastende Höhe reagiert. Schafft sie es im Sprint unten die besten 60, steht am Samstag die Verfolgung an. Auch ein Einsatz in der abschließenden Staffel am Sonntag könnte folgen.

Sandra Degenhardt, dpa

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