Katharina Althaus freut sich auf die Skiflug-Premiere. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Ohne die anstehende Skiflug-Premiere hätte Deutschlands beste Springerin Katharina Althaus ihre Karriere wohl bereits beendet.

«Ich war kurz davor, die Ski in die Ecke zu stellen und zu sagen: Danke, das war’s», sagte sie jüngst im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF. «Dann kam die Nachricht, dass wir Skifliegen gehen dürfen. Das hat alles geändert bei mir.» Erstmals in der Geschichte des Skispringens fliegen am Sonntag (10.00 Uhr/ARD und Eurosport 2) Frauen in einem Wettkampf vom gigantischen Vikersundbakken im Süden von Norwegen.

Flüge über 200 Meter möglich

Die Weitenjagd mit Flügen, die über 200 Meter weit gehen können, hat für die Springerinnen um Vorzeigeathletin Althaus eine enorme Bedeutung. «Traum» oder «Meilenstein» – diese Wörter fallen immer wieder, wenn die Sportlerinnen oder ihre Trainer über das spektakuläre Event sprechen. «Skifliegen ist das Größte, was man im Skispringen machen kann. Wir haben jetzt so lange gewartet», sagte Althaus der Deutschen Presse-Agentur. Das Debüt in der Königsdisziplin ist der nächste logische Entwicklungsschritt auf dem Weg zur sportlichen Gleichberechtigung.

Als die Skispringerinnen im Winter 2011/12 ihre ersten Weltcups austrugen, sprangen sie ausschließlich von Normalschanzen. Mittlerweile sind Großschanzen-Wettbewerbe mit weiteren und technisch sowie körperlich anspruchsvolleren Sprüngen längst fest im Wettkampf-Kalender verankert.

Die Freigabe riesiger Flugschanzen wurde lange blockiert. Zu groß war die Sorge vor Unfällen und Verletzungen. Noch im vergangenen Sommer hatte der frühere Weltklasse-Springer Toni Innauer seine Bedenken geäußert. Um die Athletinnen zu schützen, sollen bei der Premiere nur die besten 15 von ihnen starten. Zudem gilt ein Mindestalter von 18 Jahren.

Allein der Name der Sportstätte flößt Respekt ein und sagt eigentlich alles.«Monsterbakken» wird die größte Skiflugschanze der Welt auch genannt. «Man hat bestimmt erstmal Nervenflattern, wenn man oben sitzt», sagte die hinter Althaus derzeit zweitbeste deutsche Springerin Selina Freitag. Bei ihr und den anderen Sportlerinnen überwiegt aber die Vorfreude.

Althaus zählt zu den Favoritinnen

«Ich weiß, dass mein System ziemlich stabil ist. Deswegen mache ich mir da gar keinen Kopf», sagte Althaus. «Auch die Trainer von den Männern und die Männer selbst haben alle zu mir gesagt, sie sehen da gar kein Problem, mich fliegen zu sehen. Sie wissen alle, dass ich das kann.» Mit einem Lächeln ergänzte die 26 Jahre alte Oberstdorferin: «Von dem her glaube ich denen einfach und weiß auch, dass ich das schon irgendwie mache.»

Nach ihren drei Goldmedaillen bei der WM im slowenischen Planica Ende Februar zählt Althaus auch für das Fliegen zu den Favoritinnen. Beflügelt von der Premiere und mit einem weiteren Ziel vor Augen soll auch nach diesem Winter noch nicht Schluss sein. «Ich hoffe immer noch auf eine Vierschanzentournee. Von dem her habe ich noch nicht vor, nach der Saison die Ski an den Nagel zu hängen», sagte Althaus. 2024/25 könnten auch die Frauen erstmals am Traditionsevent rund um den Jahreswechsel in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen dabei sein.

Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa

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