Janina Hettich-Walz ist im letzten Rennen der Saison in Canmore Zweite geworden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jeff McIntosh/The Canadian Press/AP/dpa)

Nach dem letzten Kraftakt einer langen Saison fuhr Janina Hettich-Walz unweit der Rocky Mountains jubelnd über die Ziellinie. Genauso beeindruckend wie die Bergkulisse war die Leistung der 27-Jährigen, die als Zweite im Massenstart ihr erstes Weltcup-Podium der Karriere feierte.

Nur die Französin Lou Jeanmonnot verhinderte am Sonntag im kanadischen Canmore den ersten Karrieresieg von Hettich-Walz und sorgte dafür, dass das deutsche Damen-Team wie vor drei Jahren ohne Einzelerfolg die Saison beendete. Dennoch war es ein Achtungserfolg und versöhnlicher Saisonabschluss, mit dem wohl kaum einer mehr gerechnet hatte. 

«Ich bin überglücklich, dass es im letzten Rennen geklappt hat mit dem Podium. Ich hatte noch nie so ein Rennen wie heute», sagte Hettich-Walz im ZDF. Hettich-Walz, die auch bei der WM mit Silber im Einzel überrascht hatte, war mit der bis dahin ebenfalls fehlerfreien Französin zum letzten Schießen gekommen, nach dem beide einmal in die Strafrunde mussten. Jeanmonnot ging 2,5 Sekunden vor der Deutschen in die Schlussrunde und konnte den Vorsprung halten. «Der eine Fehler kann passieren, auf der Schlussrunde konnte ich nicht mehr zusetzen», analysierte Hettich-Walz.

Während sich Johannes Thingnes Bö zum fünften Mal zum Gesamtweltcupsieger krönte, feierte die Italienerin Lisa Vittozzi ihre Premiere mit der Großen Kugel auf dem Siegerpodest. Wann es nach Michael Greis vor 17 Jahren und Laura Dahlmeier 2017 wieder jemand aus dem deutschen Team schafft, ist nicht absehbar. Dafür müssten konstant erstklassige Leistungen gebracht werden, was in dieser Saison nicht der Fall war. Bei den Männern, die ab der neuen Saison ohne ihren in die Sportrente gehenden Routinier Benedikt Doll auskommen müssen, sorgten Johannes Kühn (7. im Sprint) und Philipp Nawrath (11 in der Verfolgung) vor dem letzten Jagdrennen für die besten Ergebnisse.

Neun Podestplätze im Weltcup

Nach dem besten Saisonstart für beide Teams überhaupt im Dezember in Östersund und mit Franziska Preuß, Roman Rees sowie Nawrath zumindest kurzzeitig drei Deutschen im Gelben Trikot wurde vor allem die WM in Nove Mesto zu einer Enttäuschung. Silber für Hettich-Walz sowie WM-Bronze für Benedikt Doll und die Frauen-Staffel waren nicht die erhoffte Ausbeute, auch weil das Material bei den warmen und feuchten Bedingungen nicht passte.

Im Weltcup holten die Frauen insgesamt neun Podestplätze, aber wie 2021 keinen einzigen Sieg. Die Männer kamen vor dem letzten Massenstart in Canmore auf insgesamt 14 Podestplätze, davon vier Siege – zwei für Doll sowie je einer für Rees und Nawrath. 

Vor allem die fehlende Konstanz machte sich im Laufe der Saison bemerkbar. Top-Leistungen dauerhaft abzurufen, wird das große Ziel sein. Genauso wie die Lösung der Materialprobleme – denn die auch in dieser Saison oft zu warmen Bedingungen werden das neue Normal sein, wie es Sport-Direktor Felix Bitterling formulierte.  

Bei den Frauen klopfen mit Selina Grotian (19), Johanna Puff (21), Julia Kink (20) und Julia Tannheimer (18) vielversprechende Athletinnen am A-Kader an. Abzuwarten bleibt, ob Routinier Franziska Preuß (30) ihre gesundheitlichen Probleme in den Griff bekommt und komplett eine Saison durchziehen kann. Bei den Männern sieht es nicht ganz so gut aus. Doll tritt als letzter Einzel-Weltmeister im Team zurück. Seine Lücke wird nur schwer zu schließen sein. Vor allem die Dominanz der Norweger war in diesem Winter erdrückend.

Von Sandra Degenhardt, dpa

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