Bester Deutscher beim Springen in Zakopane: Markus  Eisenbichler. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Grzegorz Momot/PAP/dpa)

Unmittelbar vor der Heim-WM in Oberstdorf ist die Stimmung bei Deutschlands Skispringern am Tiefpunkt. Markus Eisenbichler schimpft, Karl Geiger ist ratlos – und Bundestrainer Stefan Horngacher muss die aktuelle Krise erklären.

«Wir müssen kritisch mit der Situation umgehen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als wieder bessere Sprünge zu machen», sagte der Coach am Sonntag in der ARD nach der nächsten Niederlage im polnischen Zakopane. «Im Team ist alles gut, nur unsere  Sprungleistungen sind nicht so, wie wir es gewohnt sind. Es geht ein bisschen schwer», sagte Horngacher. Er sei auf «Fehlersuche».

Der Weltcup-Zweite Eisenbichler kam am Sonntag nicht über Rang zwölf hinaus. Beim nächsten Sieg von Norwegens Überflieger Halvor Egner Granerud, der sich vor Anze Lanisek aus Slowenien und Robert Johanssson aus Norwegen durchsetzte, spielten die Deutschen nur Nebenrollen. «Es geht schnell, dass man ganz hinten ist. So etwas gibt es einfach im Sport. Wir werden unsere Aufgaben erledigen», kündigte Horngacher mit Blick auf Oberstdorf an.

Schon der Samstag war für das deutsche Team schwach ausgefallen. «Am liebsten würde ich irgendwas kaputtmachen gerade», hatte der emotionale Weltmeister Eisenbichler im Auslauf geflucht. Der Tournee-Zweite Geiger lieferte schon das zweite ganz schwache Wochenende in Serie. Nachdem er in Klingenthal erstmals seit über zwei Jahren gar keine Weltcup-Punkte geholt hatte, belegte er in Polen die Ränge 23 und 22 – deutlich zu wenig für seine hohen Ansprüche. «Jetzt bin ich echt gerade ein bisschen grantig», sagte Geiger.

Horngacher hatte am Sonntag nach einer Nacht und «intensivem Video-Studium» betont, was Eisenbichler, Geiger und Co. zu tun haben. «Die Jungs haben einen klaren Auftrag, was sie machen müssen.  Entschlossenheit ist definitiv der Auftrag», sagte der Chefcoach aus Tirol. Die Adler des Deutschen Skiverbandes, die die Großereignisse in den vergangenen Jahren mit vielen Erfolgen geprägt haben, befinden sich gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt vor der Heim-WM in einem Leistungsloch.

Weil der polnische Ort für Chinas Olympia-Stadt Peking einsprang, waren die Skispringer in diesem Winter zum zweiten Mal in Zakopane. Coronabedingt mussten auch in der polnischen Wintersport-Hochburg die Ränge leer bleiben. Zahlreiche Fans ließen sich jedoch nicht von ihrer Leidenschaft abhalten und schauten sich den Wettkampf bei klirrender Kälte von außerhalb des Stadions an.

Unklar ist, wie es mit dem Weltcup nach der Nordischen Ski-WM im  Allgäu (23. Februar bis 7. März) weitergeht. Reisebeschränkungen in Norwegen haben für eine Absage der Raw-Air-Tour gesorgt, bislang wurden keine Ersatzorte für die Wochenenden um den 14. und 21. März gefunden. Fis-Rennleiter Sandro Pertile brachte in Zakopane am Wochenende Slowenien als möglichen Ersatz-Gastgeber ins Spiel. Dort ist auch das Weltcup-Finale auf der Flugschanze in Planica angesetzt.

Von Patrick Reichardt und Thomas Eßer, dpa

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