Holten WM-Gold in Altenberg: Francesco Friedrich, Thorsten Margis, Candy Bauer und Alexander Schüller aus Deutschland. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa)

Francesco Friedrich blieb nach seinem elften WM-Titel cool und gelassen, umarmte dann aber doch innig seine Bob-Crew.

Nach dem fünften Double hintereinander im Eiskanal hat der Doppel-Olympiasieger von Pyeongchang nun den olympischen Rekord im Visier. Der 30-Jährige legte bei der Heim-WM in Altenberg am Sonntag mit vier Start- und Laufbestzeiten den Grundstein für den Triumph im Viererbob. Mit Thorsten Margis, Candy Bauer und Alexander Schüller hatte er 0,79 Sekunden Vorsprung auf den Österreicher Benjamin Maier.

Kurios: Maier wird von Friedrich gesponsert und fuhr mit einem Aufkleber seines Idols auf der Bobhaube zur ersten Medaille seit 26 Jahren für die Alpenrepublik. Auf Rang drei kam Johannes Lochner, Christoph Hafer landete zeitgleich mit dem Russen Rostislaw Gaitiukewich auf Platz sechs.

«Es war ein spezielles Jahr. Wir hatten das Glück, dass wir wieder auf unserer Heimbahn fahren konnten», sagte Friedrich und fügte an: «Nächstes Jahr wird es am Start und dann auch in der Bahn wieder enger zugehen.» Bei minus fünf Grad Celsius verpasste er den 13 Jahre alten Bahnrekord von André Lange (53,17 Sekunden) um fünf Hundertstelsekunden. «Schade», stöhnte seine Crew im Ziel, wohlwissend, dass sie am Start etwas zu weit gelaufen war. Daher brach der Schlitten vor der ersten Kurve immer etwas aus, was wertvolle Anfangsgeschwindigkeit und somit den Rekord kostete. Zudem verlor Friedrich im Finallauf ein Visier am Helm und fuhr «nahezu blind» durch Kurve neun.

Ansonsten waren die Tendenzen des Olympia-Bobs «410» in seiner ersten Ausbaustufe vielversprechend – Härtetest für Peking bestanden. Denn für Friedrich zählt dort nur das sechste Double. Nach der Weltcup-Rekordmarke mit nunmehr 52 Siegen, dem WM-Titelrekord mit elf Erfolgen fehlt ihm nur noch der Olympia-Rekord. Diesen hält Pilot André Lange mit viermal Gold und einer Silbermedaille.

Doch Lange selbst könnte Friedrich das Vorhaben verderben. «Ich weiß, wie die Bahn in Peking ist und unsere Sportler haben aufgrund der Pandemie-Situation sehr viel darauf trainiert», meinte der Thüringer im «MDR-Riverboat». Mit einem neu entwickelten Bob-Simulator vom Technologie-Partner BMW will Friedrich die Fahrlinie im Sommer üben. «So könnte man die neue Bahn viel schneller lernen und detailgetreu das Lenkverhalten verbessern», erklärte Friedrich mit Blick auf das Yanqing Sliding Center unweit der Chinesischen Mauer, wo erst im Oktober die ersten Fahrten möglich sind.

Das gilt auch für die Frauen im Monobob. Bei der Premiere präsentierten sich die Deutschen stark. Zwar konnten sie den Sieg der wohl besten Pilotin der Welt, Kaillie Humphries aus den USA, nicht verhindern – doch Silber und Bronze für Stephanie Schneider und Laura Nolte erfüllten voll das Soll von Cheftrainer René Spies.

«Lieber hätte ich diese Medaille im Zweier mit dem Team geholt», sagte Schneider. Doch Humphries fuhr zweimal Bahnrekord und schraubte die Bestzeit auf 59,47 Sekunden. Nolte war «ein bissl enttäuscht über den letzten Lauf, aber zufrieden über die Medaille.» Mariama Jamanka verbuchte mit Rang vier ihr bestes Ergebnis in diesem Winter. «Damit kann ich leben, es war meine bisher beste Quote, alles gut», fand die wohl größte Monobob-Kritikerin plötzlich versöhnliche Worte.

Von Frank Kastner, dpa

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