Laura Dahlmeier betrat 2013 in Nove Mesto die weltweite Biathlon-Bühne. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Schutt/dpa)

Dieser eine Tag vor fast genau elf Jahren hat sich bei Laura Dahlmeier tief ins Gedächtnis eingebrannt. Am 15. Februar 2013 katapultierte sich die damals 19-Jährige bei der WM im tschechischen Nove Mesto als No-Name ins Scheinwerferlicht des Biathlon-Zirkus, dem sie zwei Jahre später bis zu ihrem Karriereende 2019 den Stempel aufdrückte.

«Das war für mich ein ganz spezieller Moment, den Tag werde ich nie vergessen», erinnert sich Dahlmeier im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur an den Auftritt, der ihr sportliches Leben veränderte. Am kommenden Mittwoch startet in Nove Mesto die diesjährige WM, wo Dahlmeier als ZDF-Expertin vor Ort ist. 

Positive Erinnerungen an Nove Mesto

Ohne einen Einsatz im Weltcup war Dahlmeier damals als WM-Reservistin nach Tschechien gereist. Für sie war allein die Nominierung schon ein ganz großes Ding, sie wollte einfach nur alles aufsaugen und lernen. «Ich habe nichts erwartet. Die Trainer haben ja von Anfang an gesagt, ich bekomme keinen Einsatz. So bin ich auch rangegangen und das war auch gut so», sagt Dahlmeier rückblickend. 

Nach enttäuschenden Leistungen des Teams wurde Dahlmeier dann für die laufschwache Nadine Horchler in die Staffel berufen – ein Paukenschlag. Und vor 27.000 Fans im ausverkauften Tollhaus Vysocina Arena lieferte die spätere zweimalige Olympiasiegerin und siebenmalige Weltmeisterin dann als Einzige ab, während die Routiniers Franziska Hildebrand, Miriam Neureuther (damals Gössner) und Andrea Henkel patzten. Dahlmeier schoss als einzige Deutsche fehlerfrei, brachte das Team von Platz acht an die Spitze – am Ende reichte es mit Rang fünf aber nicht für eine Medaille. 

Angst hatte sie nicht, wirkte im Rennen abgezockt und cool. Ihr Trick: Sie machte es so wie immer – schnell laufen und versuchen, alle Scheiben zu treffen. «Ich wusste, ich brauche nicht anzufangen zu zaubern. Dass das dann auf dem Weltklasseniveau gereicht hat, die Staffel auf Platz eins nach vorn zu bringen, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet und alle anderen auch nicht», erzählt Dahlmeier.

Dahlmeier nun Berg- und Skiführerin

Generell verbindet sie mit Nove Mesto ausnahmslos positive Erinnerungen und Emotionen. «Es ist schon sehr präsent im Kopf, weil vieles dort zum ersten Mal war: Das erste Mal auf der großen Bühne, die erste WM, das erste Mal auf Platz eins gelaufen, das erste Mal bei einer Flowerzeremonie», sagt sie. Zudem feierte sie dort am 7. Februar 2015 im Sprint den ersten ihrer insgesamt 20 Weltcupsiege und «in meinem letzten Winter, wo ich so extremst gehadert habe, war es wieder das erste Rennen, in dem ich auf Platz zwei gelaufen bin». 

Herausforderungen sucht die begeisterte Bergsteigerin und Kletterin schon lange woanders. Seit dem vergangenen Frühjahr ist sie staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin. So bestieg sie im vergangenen August mit ihrem Bruder Pirmin im tadschikischen Teil des Pamir-Gebirges den 7105 Meter hohen Pik Korschenewskaja. Den Gipfelsturm musste sie kurz vor dem Ziel aber abbrechen, weil Erfrierungen an ihren Füßen drohten. 

Neue Herausforderungen für die Ex-Athletin

Im Oktober legte sie dann 100 Kilometer mit 5178 Höhenmetern im Zuge eines 18-stündigen Berglaufs von ihrem Heimatort Garmisch-Partenkirchen bis an den Tegernsee zurück. Im vergangenen Mai radelte sie 500 Kilometer am Stück nonstop von Nizza nach Arco am Gardasee. Sie sei immer wieder überrascht, wie neue Herausforderungen sie motivieren würden und sich dadurch die eigenen Grenzen verschieben lassen. Im Herbst wird sie erstmals in Nepal als Bergführerin eine Ski-Tour auf einen 7000er-Berg anführen.

«Man stößt fast auf jeder Tour an seine Grenzen, meistens aber nur kurzzeitig. Das ist das Spannende am Bergsport, dass es nicht nur schwarz-weiß und so viele Rätsel zu lösen gibt auf einer Tour», sagte Dahlmeier, die außerhalb ihrer Leidenschaft derzeit vor allem eines an ihre Grenzen bringt: «Dass ich immer noch nicht meine Bachelor-Arbeit fertig habe. Das ist grenzwertig, dass ich mich so schwertue, mich an den Schreibtisch zu setzen und zu schreiben», sagt Dahlmeier. Seit dem vergangenen Jahr ist sie mit den Prüfungen ihres Sportstudiums an der TU München fertig. «Ich würde zehnmal lieber trainieren, bergsteigen, klettern und Skitouren machen, bevor ich mich hinsetze. Bürotätigkeiten oder Sachen, die gemacht werden müssen, die fallen mir schwer», sagt Dahlmeier lachend. 

Von Sandra Degenhardt, dpa

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