Biathletin Franziska Preuß hat ihren sechsten Platz im Verfolgungsrennen verteidigt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hendrik Schmidt/dpa)

Nach der nächsten verpassten Medaillenchance stand Franziska Preuß ausgepowert im Ziel und Rang nach Luft. Zwei sechste Plätze durch die Bayerin in Sprint und Verfolgung waren bei der Biathlon-WM zwar die besten deutschen Ergebnisse, mit dem erhofften Edelmetall wurde es in der ersten Woche im tschechischen Nove Mesto aber nichts.

Wie zuletzt vor drei Jahren auf der Pokljuka in Slowenien ging das einst so erfolgsverwöhnte Damenteam bei einer WM in den ersten Rennen leer aus. Ein Grund dafür waren auch die im Vergleich zur Konkurrenz wieder zu schlechten Ski.

«Ich weiß auch nicht, ob ich enttäuscht bin oder nicht. Das ist ein komisches Gefühl», sagte Preuß, die als beste deutsche Skijägerin mit großen Hoffnungen nach Tschechien gereist war. Deutlicher wurde Teamkollegin Vanessa Voigt, die gar nicht in den Kampf ganz vorn eingreifen konnte: «Ich weiß jetzt schon, dass ich im Hotel erst mal mein Handy ausmachen werde. Man ist jetzt am Boden der Tatsachen.» Als 15. wurde die Thüringerin am Sonntag im Jagdrennen zwar Zweitbeste ihres Teams, beim erneuten Sieg der Französin Julia Simon hatte sie mit knapp drei Minuten Rückstand aber nicht den Hauch einer Chance. Janina Hettich-Walz (25.) und Sophia Schneider (37.) waren noch schwächer.

Voigt kämpft gegen Tränen

«Das erste Feedback war relativ klar, dass die Ski wieder nicht grandios waren. Da brauchen wir nicht drum herumzureden», sagte Sportdirektor Felix Bitterling und wurde noch deutlicher: «Speziell bei der Franzi tut es natürlich weh mit der Schießleistung und in der Verfassung, in der sie ist. Mit guten Ski kann sie da vorn hinlaufen.»

Auch Preuß selbst hatte kein gutes Gefühl. Zwar zeigte sich die 29-Jährige «grundsätzlich zufrieden», fügte aber an: «Aber irgendwie wünscht man sich, dass man sich mit nur einem Fehler nach vorn kämpft.» Das gelang nicht, stattdessen verlor sie zusätzlich rund 20 Sekunden auf die Spitze. Simon (1 Fehler) holte derweil im dritten Rennen ihr drittes Gold und jubelte schon nach dem letzten Schießen über diesen Coup. Die Italienerin Lisa Vittozzi (1) schnappte sich Silber, die Französin Justine Braisaz-Bouchet (4) Bronze.

«Es ist sehr hart. Ich musste echt mit den Tränen kämpfen. Man reißt sich ein ganzes Jahr den Arsch auf und dann so was zum Höhepunkt», sagte Voigt. Zu deutliche Kritik am Material verkniff sich die Olympia-Vierte im Einzel, sagte aber: «Ich will da nichts vorwegnehmen, aber ich glaube, wir haben da Redebedarf.» Den hatte es schon tags zuvor gegeben, als auch die Männer wegen der schlecht oder falsch präparierten Ski im Sprint nicht in der Lage waren, mit der Konkurrenz mitzuhalten oder sogar anzugreifen. Benedikt Doll war beim Sieg des Norwegers Sturla Holm Laegreid am Samstag als 13. noch der Beste. Offenbar konnten die Probleme auf der durch den Regen aufgeweichten Strecke nicht gelöst werden.

Team will den «Reset-Knopf» drücken

Im Vorjahr hatte die zurückgetreten Denise Herrmann-Wick bei der Heim-WM in Oberhof noch Gold im Sprint und Silber in der Verfolgung gewonnen. Nun steht das Team des Deutschen Skiverbandes vor dem Frauen-Einzel am Dienstag (17.10 Uhr/ARD und Eurosport) schon unter Druck. «Ich hoffe einfach, dass es noch mal ein Stück weiter nach vorn geht», sagte Preuß. Zum Auftakt hatte die ehemalige Weltmeisterin mit der Mixed-Staffel schon eine Medaille vor Augen, nach einer Strafrunde gab es allerdings nur den fünften Platz.

«Ich versuche jetzt einfach, die Emotionen alle rauszulassen und dann den Reset-Knopf zu drücken. Wir haben WM-Woche eins und dann heißt es Vollangriff», sagte Voigt, die ungewohnt offen sprach. Es gehe nicht darum, das Material allein für die schwachen deutschen Leistungen verantwortlich zu machen. «Das will ich auf keinen Fall sagen», stellte die 26-Jährige klar: «Wir müssen die Bedingungen so nehmen, wie sie sind, auch wenn es sehr, sehr schwer ist für den Kopf.» Die Mannschaft werde sich trotz des holprigen Starts in der enorm lauten WM-Arena vor mehr als 25.000 Zuschauern pro Tag nicht geschlagen geben: «Aber es kostet jetzt doch noch mehr Energie.»

Von Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt, dpa

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