Arnd Peiffer lieft beim WM-Verfolgungsrennen auf den 20. Platz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Nach dem schwächsten WM-Auftakt der Geschichte ist bei den deutschen Biathleten viel Aufbauarbeit gefragt, vor allem moralische.

Nach dem historischen Sprint-Debakel konnten Arnd Peiffer, Benedikt Doll und Johannes Kühn auch in der Verfolgung keine wirkliche Wiedergutmachung betreiben. Beim überlegenen Sieg des Franzosen Emilien Jacquelin lief Olympiasieger Peiffer im zweiten Einzelrennen der Weltmeisterschaften von Pokljuka auf Platz 20, Doll wurde 31. und Kühn 41. «Man braucht schon 90 Prozent Trefferleistung, um vorne mitzumischen. Deswegen hat das auch heute nicht funktioniert bei uns», sagte Peiffer, der als 36. ins Rennen gegangen war.

Während Jacquelin mit teils irren Schnellfeuereinlagen fehlerfrei seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigte, leistete sich das deutsche Trio insgesamt 17 Fehler: Peiffer (33) schoss vier Fahrkarten, Doll (30) sechs und Kühn (29) gar sieben. Zumindest mit einer Teilleistung konnten sie aber zufrieden sein: Doll war in der Loipe der Zweitschnellste, Peiffer Sechster und Kühn Neunter. Silber sicherte der vom Münchner Johannes Lukas betreute Schwede Sebastian Samuelsson vor dem norwegischen Weltcup-Gesamtführenden Johannes Thingnes Bö.

Die Plätze 36, 39, 45 und 66 im Sprint – so schwach waren die deutschen Skijäger noch nie in einem Wettbewerb. Lesser hatte bei dem historischen Sprint-Debakel nicht mal die Qualifikation für das Jagdrennen der besten 60 geschafft. Nun gilt es für das schwere Einzel am Mittwoch (14.30 Uhr/ZDF und Eurosport) vor allem mentale Kraft zu finden, um diese Nackenschläge zu vergessen.

«Gerade wir Athleten sind natürlich nicht bester Stimmung. Wenn du nicht lieferst, hast du schon Schuldgefühle dem Team gegenüber – das muss man abschütteln», forderte Peiffer und sagte: «Jetzt geht es in die zweite WM-Hälfte, und es ist nicht so, dass ich die restliche WM jetzt über mich ergehen lassen will. Wir haben schon noch was vor.»

Bundestrainer Mark Kirchner ist als Psychologe gefragt. «Wir müssen den Reset-Knopf drücken. Am Mittwoch geht es von Null los für uns, und dann wollen wir beweisen, dass wir zu den besten Nationen gehören. Es gibt noch einiges zu holen hier bei der WM», sagte Kirchner in der ARD. «Die Jungs haben sich alle sehr viel vorgenommen, es aber nicht geschafft, die Motivation und Anspannung in positive Ergebnisse umzumünzen», sagte der 50-Jährige und bleibt optimistisch: «Die Dinge liegen eng beieinander im Biathlon, es kann ganz schnell auch wieder anders laufen.»

Von Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt, dpa

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