Nach einem Ruhetag greift Karl Geiger in Garmisch wieder nach dem Spitzenplatz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Karl Geiger war platt. Der hohe Druck beim verregneten Heimspiel in Oberstdorf und die riesige Erwartungshaltung fielen ein Stück weit vom 28 Jahre alten Skispringer ab, als er die WM-Anlage im Allgäu nach seinem fünften Platz zum Auftakt der Vierschanzentournee verließ.

Er gehe mit einem guten, aber auch einem müden Gefühl nach Hause, sagte Geiger. «Es ist schon ein bisschen Druck drauf. Speziell auch bei der Tournee: Man möchte gut starten, man möchte alles geben. Das merkt man einfach auch vom Gesamtspannungslevel im Körper», erklärte der Allgäuer.

Geiger: «Ich wollte erstmal dabei sein»

Dass auf dem Podium am Schattenberg diesmal Sieger Ryoyu Kobayashi (Japan) sowie Halvor Egner Granerud und Robert Johansson (beide Norwegen) standen und nicht Geiger, konnte der deutsche Top-Athlet verkraften. «Ich wollte erstmal dabei sein. Das ist mir gelungen. Es war nicht der einfachste Tag, aber es war ein guter Tag», erzählte Geiger, als er nach einem längeren Plausch mit seiner Frau und Schwester die letzte Interviewstation im Oberstdorfer Dauerregen absolvierte.

Als Jäger statt als Gejagter nach Garmisch-Partenkirchen zum Neujahrsspringen zu reisen, muss kein Nachteil sein. Zumal der Rückstand gering ist, Geiger trennen nur etwas mehr als drei Meter vom Japaner Kobayashi. Mit Abstand überragend war beim mit Spannung erwarteten Auftakt noch keiner.

Hauptkonkurrent Kobayashi

«Man hat schon gemerkt, dass er sehr angespannt war heute. Es war nicht ganz die feine Klinge. Ich denke, er hat jetzt diese Spannung rausgesprungen und kann jetzt ein bisschen befreiter nach Garmisch gehen», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher, der sich ebenfalls zufrieden zeigte. In Markus Eisenbichler (7.) und Stephan Leyhe (9.) schafften es zwei weitere Deutsche unter die besten Zehn.

Dass Kobayashi im Kampf um den ersten deutschen Tournee-Sieg seit Sven Hannawald vor 20 Jahren der Hauptkonkurrent werden dürfte, war absehbar. Der Japaner zeigte einen Traumflug auf 141 Meter und untermauerte damit diesen Status. «Skispringen ist sehr komplex, es gab Phasen, in denen es nicht so gut läuft, umso besser, dass es im zweiten Sprung richtig gut geklappt hat», erklärte Kobayashi. An Neujahr (14.00 Uhr/ZDF und Eurosport) steigt auf der Großen Olympiaschanze der zweite Wettkampf. In Garmisch-Partenkirchen ist der letzte deutsche Sieg ebenfalls 20 Jahre her – Gewinner war 2002 Sven Hannawald.

Von