Vanessa Voigt (l) hat beim Biathlon-Weltcup in Estland den zweiten Platz erreicht. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Roman Koksarov/AP/dpa)

Die Augen leuchteten, Vanessa Voigt war nach ihrem Biathlon-Coup in Otepää überglücklich. «Das ist die Kirsche auf der Torte für mich», sagte sie. «Ich freue mich mega, dass ich auf diesem Podest stehen darf. Wer hätte das gedacht vor der Saison», meinte die 24-Jährige.

Erstmals in ihrer Karriere hatte die junge Thüringerin dieses Kunststück geschafft, belegte am Freitag nach einem fehlerfreien Schießen im Sprintrennen Rang zwei. Besser war nur die Französin Julia Simon, die trotz einer Strafrunde elf Sekunden schneller war. «Ich bin irgendwie schon ein wenig sprachlos. Das ist echt verrückt», sagte Voigt in der ARD.

Mit dem Blumenstrauß in der Hand und der selbst um den Hals gehängten Medaille sprang sie wenig später auf das Podium, beklatscht von den Fans im Stadion in Estlands Winterhauptstadt. «Wenn es wirklich um die heiße Wurst da vorne geht, dann kann ich noch mal Extrapower aus meinem Körper rausholen. Ich weiß auch nicht, woher ich die hole. Irgendwie schaffe ich es immer, noch einmal einen draufzusetzen», beschrieb sie ihren Lauf ins Glück.

Denise Herrmann Vierte

Dritte beim vorletzten Weltcup der Saison wurde die Norwegerin Karoline Offigstad Knotten, die ebenfalls fehlerfrei geblieben und 12,8 Sekunden langsamer als die Siegerin aus Frankreich war. Einzel-Olympiasiegerin Denise Herrmann kam auf Rang vier, 3,4 Sekunden fehlten der 33-Jährigen nach den 7,5 Kilometern auf den Podestplatz. «Ich habe relativ viel Zeit am Schießstand liegen gelassen. Ich bin zufrieden mit Platz vier, und Vanessa auf dem Podium, das ist ein gutes Teamergebnis», sagte Herrmann.

Ihre Teamkollegin profitierte zu Beginn der Saison auch von fehlender Konkurrenz im deutschen Team. Erst seit diesem Winter gehört die sichere Schützin fest zum Weltcup-Team. Im Olympia-Einzel zuletzt in Peking beim Sieg von Herrmann war sie als Vierte noch knapp an der Medaille vorbeigelaufen, nur 1,3 Sekunden fehlten damals zu Bronze, das Edelmetall hat sie dann mit der Damen-Staffel gewonnen.

«Ich habe gestern an meinen Schießzeiten gearbeitet. Ich wollte mal zeigen, dass ich das im Wettkampf hinkriege, was ich mir im Training antrainiere», meinte sie. «Aber ich schieße lieber die Null, als hudelig», gab sie zu Protokoll. Beim Weltcup in Otepää geht es am Samstag mit den Massenstart-Wettbewerben weiter, Voigt ist da wieder viel zuzutrauen.

Ukrainerinnen mit Premiere

Drittbeste deutsche Skijägerin war Franziska Preuß als Zwölfte. «Ich hätte mir ehrlich gesagt ein besseres Geschenk gewünscht, aber ich bin selber schuld gewesen», sagte Preuß, die am Freitag 28 Jahre alt geworden war und mit ihren zwei Schießfehlern haderte. Vanessa Hinz belegte Rang 19, Franziska Hildebrand wurde 23. und Janina Hettich kam auf Rang 32.

Ihre Premiere im Biathlon-Weltcup feierten die Ukrainerinnen Olena (17) und Julia Horodna (20) mit den Plätzen 85 und 82. Die beiden Schwestern konnten nach der russischen Invasion in ihr Heimatland nach Polen fliehen. Während Weltcup-Starter wie Dmytro Pidrutschnji oder Julia Dschima eingezogen wurden und in ihrer Heimat kämpfen, sind die Nachwuchsbiathletinnen die Einzigen, die die blau-gelben Nationalfarben in Estland vertreten und damit ein symbolisches Zeichen setzen.

Von Volker Gundrum, dpa

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