Für Franziska Preuß lief es nicht wie gewünscht. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Björn Larsson Rosvall/TT News Agency via AP/dpa)

Franziska Preuß schüttelte kurz nach dem Zieleinlauf mit dem Kopf und konnte das völlig verkorkste erste Einzelrennen des Olympia-Winters auch nicht schnell abhaken. «Mich verunsichert am meisten die Laufzeit, da ist man echt ein Stück weg», sagte die Gesamtweltcupsiegerin der Vorsaison im ZDF. Nach einem enttäuschenden 29. Platz mit vier Strafminuten im schwedischen Östersund wirkte die Biathletin fast schon ratlos: «Ich hoffe, dass ich mich steigern kann. So schlecht fühle ich mich eigentlich nicht.»

Wierer erobert mit 35 Jahren das Gelbe Trikot

Preuß musste damit direkt ihr Gelbes Trikot abgeben. Das begehrte Leibchen hatte Preuß in dem Wettbewerb über 15 Kilometer als Zeichen für ihren Gesamtsieg im Frühjahr noch tragen dürfen, nun bekommt es ziemlich überraschend Dorothea Wierer. Die Altmeisterin (2 Schießfehler) aus Italien siegte mit nur 0,3 Sekunden Vorsprung hauchdünn vor der Finnin Sonja Leinamo (1). Rang drei belegte die Französin Camille Bened (1).

«Ich bin nicht in der allerbesten Form, aber das war auch nicht der Plan, dass man jetzt schon in Topform ist. Es war der Plan, dass man sich von Woche zu Woche steigert», sagte Preuß: «Trotzdem war es das schlechteste Einzel seit langem. Ich kann das alles noch nicht so richtig einschätzen.»

Beste Deutsche im Klassiker mit teilweise schwierigen Windverhältnissen wurde Janina Hettich-Walz auf Rang 17. Im ersten Einzelwettbewerb nach ihrer Babypause leistete sich die 29-Jährige vier Schießfehler und hatte 2:22,9 Minuten Rückstand auf Wierer. Für Preuß waren es sogar 3:09 Minuten – und auch die anderen deutschen Frauen konnten überhaupt nicht überzeugen.

Vanessa Voigt (3/39.), Selina Grotian (6/50.), Marlene Fichtner (5/68.), Julia Tannheimer (9/76.) und Anna Weidel (8/89.) hatten nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun. Sie zeigten vor allem beim Schießen große Schwächen. «Das müssen wir besser machen und die nächsten Tage wieder angreifen», sagte Sportdirektor Felix Bitterling vom Deutschen Skiverband: «Man tut gut daran, nicht in Panik zu verfallen, wir werden das schon wieder hinkriegen. Der Sprint ist eine neue Chance.» Über 7,5 Kilometer wird am Freitag gestartet.

Preuß in der Loipe nicht in Form

Der Auftakt war für Preuß am Wochenende schon nicht nach Wunsch verlaufen. Mit der Frauenstaffel hatte es beim überlegenen Sieg Frankreichs am Samstag nur zum elften Platz gereicht. Dabei leistete sich die Bayerin sogar eine Strafrunde und konnte ihr Team als Schlussläuferin nicht weiter nach vorn bringen. Auch im Einzel lief es am Schießstand ungewohnt schlecht – und ein Laufrückstand von 1:22 Minuten war ebenso zu viel. Insgesamt 21 Läuferinnen waren schneller als Preuß, die in der Vorsaison meist deutlich weiter vorn zu finden war.

In ihre 13. und vielleicht letzte Saison ging Preuß entspannt. «Ich muss mir und auch sonst niemandem mehr etwas beweisen», hatte sie schon vor der Reise nach Skandinavien gesagt. Im Fokus stehen die Olympischen Winterspiele im Februar mit den Biathlonrennen im italienischen Antholz. Dort eine Medaille, vielleicht sogar eine goldene, zu gewinnen, wäre die Krönung ihrer Karriere.

Deutsche Männer am Mittwoch gefordert

Der Weg dorthin ist aber noch weit. Im abgelaufenen Winter hatte sich Preuß nach schwierigen Jahren mit vielen Verletzungen und Krankheiten erstmals den Sieg im Gesamtweltcup gesichert. Sie habe sich ihren größten sportlichen Traum erfüllt, hatte die Verfolgungs-Weltmeister anschließend gesagt. In einem Herzschlagfinale fiel die Entscheidung erst im letzten Rennen, am Ende lag sie nur 20 Punkte vor der Französin Lou Jeanmonnot.

Fortgesetzt wird der Weltcup am Mittwoch (15.30 Uhr/ZDF und Eurosport) mit dem Einzel der Männer über 20 Kilometer. Bis Sonntag stehen in Mittelschweden noch Sprints und Verfolgungsrennen auf dem Programm.

Von Thomas Wolfer, dpa

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