Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher kritisiert die Aufarbeitung des WM-Anzugskandals. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Löb/dpa)

Der WM-Zweite Andreas Wellinger und Bundestrainer Stefan Horngacher haben deutliche Kritik an der Aufarbeitung des norwegischen Anzugskandals bei der Weltmeisterschaft in Trondheim geäußert. «Wir hätten uns etwas anderes erwartet. Vor allem sind gewisse Dinge gar nicht auf den Tisch gekommen. Es ist eher ernüchternd», monierte Horngacher bei der Einkleidung des Deutschen Skiverbands (DSV) in Nürnberg.

Norwegens Top-Skispringer Marius Lindvik und Johann André Forfang waren nach dem WM-Skandal mit einem milden Strafmaß davongekommen. Beide Athleten wurden für lediglich drei Monate gesperrt und durften ihre WM-Medaillen behalten. «Wir sind nicht wahnsinnig zufrieden mit den Beschlüssen», sagte Horngacher dazu.

Ähnlich enttäuscht äußerte sich Wellinger. «Was in Trondheim passiert ist, war scheiße für unseren Sport und alle Athleten. Unsere Sportart hat dadurch viel an Glaubwürdigkeit verloren. Ich weiß nicht, ob wir die durch die Aufarbeitung, die ich sehr fragwürdig finde, zurückgewonnen haben», sagte Wellinger.

Verschärfte Regeln ab dem Olympia-Winter

Die Titelkämpfe Ende Februar und Anfang März waren von dem Eklat um manipulierte Anzüge überschattet worden. Auf anonym gefilmten und veröffentlichten Videos war zu sehen, wie das norwegische Team Wettkampfanzüge auf unzulässige Art und Weise bearbeitet. Es wurde eine nicht erlaubte Naht angebracht, die für mehr Stabilität beim Flieger in der Luft sorgen soll.

Noch während der Saison und kurz nach der WM wurden drei Betreuer und fünf Springer vorläufig suspendiert. Nach den Untersuchungen des unabhängigen Ethik-Büros – in fünf Monaten wurden 38 Zeugen befragt und 88 Beweisstücke gesichtet – blieben von den Sportlern nur noch Weltmeister Lindvik und Team-Olympiasieger Forfang übrig. Beide sind beim Weltcup-Auftakt am 21. November wieder startberechtigt.

Als Reaktion auf die Anzugmanipulationen hat der Weltverband Fis strengere Materialkontrollen und neue Regeln ab der kommenden Saison beschlossen. «Da gibt es viele Dinge, von denen wir nicht wissen, wie sie ablaufen sollen und wie das genaue Prozedere sein wird», monierte Wellinger und kritisierte: «Die Konsequenzen müssen jetzt nicht nur die Norweger tragen, sondern alle Springer.»

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