Emma Aicher jubelt über ihren dritten Platz beim Slalom von Levi. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marco Trovati/AP/dpa)

Emma Aicher hielt nach ihrem Slalom-Coup von Levi die kleine Rentierfigur in die Kameras und grinste auf dem Podium mit der großen Mikaela Shiffrin um die Wette. Linus Straßer blickte tags darauf dagegen eher ratlos drein, als er in der Abenddämmerung in Lappland abgeschlagen ins Ziel kam. Während Aicher als deutsche Ski-Hoffnungsträgerin gleich zum Saisonstart ihr immenses Potenzial zeigte und das zuletzt oft gebeutelte Team von einem tollen Olympia-Winter träumen lässt, hat Routinier Straßer noch Arbeit vor sich.

Der WM-Dritte von 2025 landete mit rund eineinhalb Sekunden Rückstand auf Sieger Lucas Pinheiro Braathen nur auf dem 15. Platz – nach einem soliden ersten Lauf und Zwischenrang vier wurde er im Finish noch durchgereicht.

Kolleginnen-Lob nach Traum-Start: «Chapeau an die Emma»

Ganz anders war es am Samstag Aicher ergangen, die im zweiten Durchgang von Platz sieben auf das Podium vorgefahren war. «Das hatte ich überhaupt nicht erwartet», meinte die 22-Jährige nach dem vierten Podesterfolg ihrer noch jungen Karriere. Im vorigen Winter hatte sie mit zwei Siegen und einem zweiten Platz jeweils in Speed-Events noch für Furore gesorgt – jetzt klappte es erstmals auch in einer technischen Disziplin.

«Chapeau an die Emma – ganz groß, so anzufangen», sagte Teamkollegin Lena Dürr, die ausgerechnet von ihrer DSV-Trainingspartnerin auf den vierten Platz verdrängt wurde. Der Ärger darüber hielt sich angesichts des gesamten deutschen Ergebnisses mit zwei Fahrerinnen in den Top 4 aber in Grenzen. Ein «sensationeller Start in unsere Slalom-Saison», meinte Dürr.

Shiffrin famos – Pinheiro Braathen mit historischem Sieg

Mal wieder in einer anderen Liga unterwegs war Shiffrin, die den 102. Erfolg im Weltcup feierte und mit einem XXL-Vorsprung von 1,66 Sekunden auf die zweitplatzierte Lara Colturi (Albanien) und sogar 2,59 Sekunden auf Aicher ihre Ausnahmestellung unterstrich. Für die Siegerin gab es traditionell eine Patenschaft für ein Rentier – Shiffrin hat nach neun Erfolgen am Polarkreis nun ein komplettes Gespann für den Schlitten des Weihnachtsmannes beisammen.

Von solchen Sphären ist Pinheiro Braathen noch weit entfernt – aber immerhin trug er erstmals in der Ski-Geschichte Brasilien in die Siegerliste ein. Der gebürtige Norweger fährt seit voriger Saison für das Heimatland seiner Mutter. In Levi gewann er vor Olympiasieger Clement Noel aus Frankreich und dem überraschenden Lokalmatadoren Eduard Hallberg auf Rang drei.

Straßer-Revanche schon am Wochenende in Gurgl?

Und Straßer? Der hatte auf neuen Skiern – im Sommer wechselte er nach neun Jahren seinen Ausrüster – mit Rang vier im ersten Durchgang eigentlich gut losgelegt. Im Finish aber wurde er dann deutlich abgehängt. Der Münchner hatte schon vorhergesagt, dass es noch eine Weile dauern dürfte, bis er mit dem neuen Equipment gut zurechtkomme.

Die nächste Chance für ihn – und auch die Frauen um Aicher und Dürr – folgt prompt: Schon am Wochenende stehen in Gurgl die zweiten Slaloms der Männer und Frauen an.

Von Manuel Schwarz, dpa

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