Der Norweger Johannes Thingnes Bö wurde Sprint-Weltmeister. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Schutt/dpa)

An einem weiteren rabenschwarzen Tag für Benedikt Doll hat Johannes Kühn mit seinem besten Saisonrennen die Ehre der deutschen Biathleten halbwegs gerettet.

Während Medaillen-Hoffnung Doll mit fünf Schießfehlern bei der Heim-WM in Oberhof chancenlos 55. wurde, zeigte Kühn im dichten Nebel als Achter einen ordentlichen Auftritt. Im Kampf um die Sprint-Medaillen hatten die Gastgeber einen Tag nach Gold für Denise Herrmann-Wick allerdings keine Chance.

Der 31-jährige Kühn aus Reit in Winkl musste vor 14.300 Zuschauern einmal in die Strafrunde und hatte am Ende 1:04,8 Minuten Rückstand auf den siegreichen Norweger Johannes Thingnes Bö. Der 29 Jahre alte Peking-Olympiasieger schoss nur einen Fehler und verwies mit 14,8 Sekunden Vorsprung seinen älteren Bruder Tarjei Bö (0) auf Rang zwei. In Sturla Holm Laegreid (1) sicherte sich ein weiterer Norweger Bronze. «Es ist das beste Gefühl, wir sind die beste Familie, die besten Brüder und die besten Athleten», sagte Sieger Bö.

Norweger zu stark

«Wenn man mal die norwegische Mannschaft ausklammert, habe ich mich ganz gut verkauft», sagte Kühn, der es zuvor in diesem Winter noch gar nicht in die Top Ten geschafft hatte: «Prinzipiell bin ich erleichtert, dass es jetzt endlich mal geklappt hat im Sprint. Ich habe eine meiner besten Leistungen zeigen können bei der Heim-WM, deswegen bin ich sehr froh.»

Auch in der Verfolgung am Sonntag (15.30 Uhr/ZDF und Eurosport) sind es die Skandinavier, die es zu schlagen gilt. In Johannes Dale kam auch der Viertplatzierte aus Norwegen. Der fehlerfreie Justus Strelow, der im ersten WM-Rennen seiner Karriere Zwölfter wurde, geht als zweitbester Deutscher mit 1:14,6 Minuten Rückstand auf die Jagd nach Bö und Co. «Ich habe zwei gute Serien geschossen und auf der Strecke alles gegeben. Die Stimmung war überragend», sagte Strelow nach seinem gelungenen Weltmeisterschafts-Debüt.

Medaillen-Kandidat und Ex-Weltmeister Benedikt Doll erlebte am Rennsteig einen weiteren schwachen Tag und schaffte es mit fünf Strafrunden und einem Rückstand von 2:47,5 Minuten gerade so in die Verfolgung der besten 60. Der 32-Jährige aus dem Schwarzwald hatte vor sechs Jahren mit Gold in Hochfilzen noch für die bislang letzte deutsche WM-Medaille in dieser Disziplin gesorgt.

Doll sucht weiter nach Erklärungen für den bisher schwachen Auftritt bei der WM. «Ein komisches Rennen heute, ich habe mich gut gefühlt und das Setting am Schießstand hat sehr gut gepasst», schrieb er bei Instagram: «Echt ärgerlich, dass ich es am Ende nicht hinbekomme, die Scheiben dann auch abzuräumen.»

Beeindruckende Serie

Bö setzte dagegen seine beeindruckende Serie trotz schwieriger Bedingungen fort und gewann auch das sechste Sprintrennen der Saison. Der fünfmalige Olympiasieger hat nun schon 14 WM-Titel gesammelt und schließt weiter zu seinem Landsmann Ole Einar Björndalen auf. Die Biathlon-Ikone, die als TV-Experte vor Ort ist, ist mit 20 WM-Goldmedaillen noch unangefochtener Rekordchampion. Auch teilweise starker Nebel hinderte Dauersieger Bö nicht daran, schon sein zweites Gold am Rennsteig einzusammeln. Am Mittwoch hatte es mit Norwegens Mixed-Staffel schon zur erfolgreichen Titelverteidigung gereicht.

Kaum jemand zweifelt daran, dass im Jagdrennen Nummer drei folgen wird. In der Verfolgung ist Bö einmal mehr der klare Favorit. Seine Laufform ist überragend, sodass er Schießfehler bis zu einem gewissen Maß erschreckend einfach kompensieren kann.

Bei Doll lief derweil schon wieder nichts zusammen. Nachdem der Routinier mit einer Strafrunde in der Mixed-Staffel alle Chancen auf eine Medaille zum Auftakt vergeben hatte und es nur Platz sechs gegeben hatte, lief es drei Tage später nicht besser. Drei Strafrunden schon im Liegendschießen und zwei weitere stehend waren eine große Enttäuschung für den Ältesten im deutschen Team, der 2017 den größten Erfolg seiner Laufbahn in dieser Disziplin gefeiert hatte.

In Hochfilzen gewann er vor sechs Jahren überraschend mit 0,7 Sekunden Vorsprung hauchdünn vor Bö. Es war einer von insgesamt nur drei Karriereerfolgen Dolls, der in diesem Winter bislang einmal auf dem Podest stand. Der Olympia-Achte von Peking zog nach seinem schwachen Auftritt wortlos davon und gab zunächst keine Interviews. Roman Rees (2) schaffte es auf Platz 19, der zweite WM-Debütant David Zobel (2) belegte Rang 35.

Von Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt, dpa

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